Das Kunsthaus Graz weiß, sich in Szene zu setzen. Nicht nur Kunstinteressierte bekunden Interesse und Bewunderung gegenüber dem Friendly Alien, der inmitten der Grazer Altstadt eine wahre Punktlandung verzeichnet. Graz hatte lange auf ein eigenes Kunsthaus gehofft. Im Kulturhauptstadtjahr 2003 nahm die Idee endlich Gestalt an und heute ist das neue Wahrzeichen der Stadt nicht nur Begegnungsstätte für die Kunst und die Kunstschaffenden der letzten 50 Jahre, sondern ein Blickfang für jeden Besucher der Stadt. Die blaue Blase, die über den Dächern der Altstadt zu schweben scheint, ist Teil des Universalmuseums Joanneum und hat sich der Präsentation und Vermittlung von zeitgenössischer Kunst verschrieben. Dabei wird keine Dauerausstellung unterhalten, sondern man zeigt sich unabhängig und allen Impulsen aufgeschlossen, um eine lebendige Begegnung mit Kunst aller Spielarten zu bieten.

Das Leitbild – Nicht sammeln, sondern präsentieren

Das Kunsthaus Graz unterhält keine Sammlungen und kauft keine Kunstwerke an. Auch Dauerausstellungen zählen nicht zum Konzept des Hauses. Kunst der Gegenwart soll in einer möglichst breiten Vielfalt präsentiert werden. Dabei möchte sich das Kunsthaus Graz nicht einschränken und allen Kunstprojekten gegenüber offen zeigen. Internationale zeitgenössische Kunst erhält hier eine Plattform. Als unabhängige Einrichtung verpflichtet sich das Kunsthaus Graz der Freiheit künstlerischen Schaffens und spannt in seinen regelmäßigen Wechselausstellungen einen breiten Bogen durch die Kunstlandschaft der Gegenwart.

Vielfalt erleben – Die Wechselausstellungen

Die Wechselausstellungen machen die lebendige und vorurteilsfreie Begegnung mit Kunst möglich. So zeigte zum Beispiel der in Graz lebende afrikanische Künstler Samson Ogiamien Arbeiten, welche die Kultur seiner afrikanischen Heimat widerspiegeln gleichzeitig ebenso Einflüsse der europäischen Moderne aufnimmt.

Die viel beachtete Ausstellung von Constantin Luser stand unter dem Motto Musik zähmt die Bestie. Der Wiener Zeichner Luser macht es sich zur Aufgabe, seine Arbeiten in die Klang- und Bewegungswelten des Raumes umzuwandeln. Dies konnte mit seinen spielbaren Instrumenten-Skulpturen für den Besucher erlebbar gemacht werden.

Passend zur außergewöhnlichen Architektur des Kunsthauses war für die Projekt-Präsentation Architektur der Utopie der perfekte Rahmen gefunden. Das Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz zeigte hier Entwürfe eines utopischen architektonischen Denkens.

Im Verbund mit dem Universalmuseum Joanneum

Das Kunsthaus Graz ist Teil des Universalmuseum Joanneum. Das vormalige Landesmuseum Joanneum wurde nach seinem Gründer, Erzherzog Johann, benannt und gilt als das älteste österreichische Museum. Teil des Universalmuseum Joanneum sind zwölf Einrichtungen in der Stadt Graz und der Steiermark. Teil des Museumsverbandes ist auch die Neue Galerie Graz. Die Neu Galerie Graz verfügt, im Gegensatz zum Kunsthaus Graz, über eine umfangreiche Sammlung von Werken des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Ebenso kann das Kunsthaus Graz auf Werke der Pop-Art von Andy Warhol oder Roy Lichtenstein zurückgreifen. Die Werke stammen aus einer Schenkung des Kunstsammlers Helmut Suschnigg, welche er im Frühling 2016 der Neuen Galerie übergab.

Die Geschichte des Kunsthauses Graz

Hindernisse pflastern den Weg

Der Wunsch, in Graz eine Plattform für zeitgenössische Kunst zu schaffen, nahm bereits in den 1980er Jahren Gestalt an. Als Ausstellungsort im Gespräch befand sich zur damaligen Zeit das Trigon-Haus im Grazer Stadtpark. Vorwiegend die bis 1995 in Graz ausgerichteten Dreiländerbiennalen, welche Künstler aus Österreich, Italien und Jugoslawien zusammenbrachten, sollten hier eine Bühne finden. Politische Gründe machten diese Idee jedoch zunichte.

Ein neues Projekt wurde 1997 ausgeschrieben und sollte am Schlossberg realisiert werden. Nachdem bereits ein Schweizer Architektenbüro den Zuschlag erhalten hatte, verhinderte eine Volksabstimmung die Ausführung. Realisiert wurde lediglich der Veranstaltungssaal Dom im Berg, welcher über die Stollengänge des Schlossberges erreicht werden kann. Schaut man sich die Entwürfe der damaligen Ausschreibung an, dann scheinen die Architekten ihrer Zeit weit voraus zu eilen. Ein damals von Peter Cook und Colin Fournier eingereichter Entwurf deutet mit seiner an bunte Blasen erinnernden Struktur bereits auf das heutige Kunsthaus hin.

Das Kunsthaus in Mitten von Graz
Das Kunsthaus Graz setzt sich architektonisch von der restlichen Grazer Altstadt unübersehbar ab.

Graz auf dem Weg zur Kulturhauptstadt

Ende der 1990er Jahre wurde das Projekt erneut in Angriff genommen, denn Graz befand sich auf dem Weg zur Kulturhauptstadt 2003. Das erklärte Ziel bestand darin, eine Ausstellungsfläche für zeitgenössische Kunst zu schaffen, die durch eine eigene und unverkennbare Identität sich von der Masse abhebt. Mit dem neuen Museumsstandort am rechten Murufer sollte dem zur damaligen Zeit wenig attraktiven Stadtviertel zwischen Lend und Gries neues Leben eingehaucht werden.

Beinahe von der Zeit vergessen, wurde das Eiserne Haus aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. Das 1848 entstandene Gebäude galt als erstes gusseisernes Bauwerk auf dem europäischen Festland. Im Laufe der 150jährigen Geschichte des Bauwerkes wurden viele Veränderungen vorgenommen. Die erste Aufgabe für die Bauherren bestand darin, den Urzustand des Eisernen Hauses wiederherzustellen. Wo einst das noble Café Meran untergebracht war, haben heute die Ausstellungsräume der Camera Austria ihren Platz gefunden. Die Büros der Mitarbeiter wurden in das niedrige Zwischengeschoss integriert. Das Foyer des Kunsthauses mit seinen diversen Servicefunktionen zog in das Erdgeschoss des “Eisernen Hauses” ein.

Pünktlich im Jahre 2003 wurde das Kunsthaus Graz eröffnet. Entstanden ist eine den modernsten musealen Anforderungen entsprechende Begegnungsstätte moderner Kunst. Um Kunst möglichst in vielen Facetten zeigen zu können, stehen 11’100 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Depots, Werkstätten und eine Tiefgarage mit 146 Stellplätzen sorgen für eine perfekte Infrastruktur des Ausstellungsortes.

Friendly Alien sicher gelandet – Die Architektur des Kunsthauses Graz

Architektonisch nimmt das Kunsthaus Graz eine Alleinstellung ein. Die Architekten Peter Cook und Colin Fournier haben es dabei perfekt verstanden, Altes mit Neuem zu vereinen und die außergewöhnliche Architektur des Hauses mit den barocken Fassaden der Grazer Altstadt verschmelzen zu lassen. Die Besonderheit des zur Blob-Architektur zählenden Gebäudes sind die 15 Lichteinlass-Rüssel des Daches, welche in einem Winkel von etwa 45 Grad nach Norden weisen. Ein Rüssel wurde tiefer angesetzt und fängt den Uhrturm am Schlossberg ein.

Das Kunsthaus in Graz Architektur
Das Kunsthaus Graz setzt sich architektonisch von der restlichen Grazer Altstadt unübersehbar ab.

Um die Kunst ansprechend präsentieren zu können, wurden zwei Ausstellungsräume geschaffen. Space 01 und Space 02 wurden dabei unterschiedlich konzipiert. Space 01 ist ein weiter und offener Raum, der sich besonders für die Präsentation großräumiger Skulpturen eignet. Space 02 ist dunkler gehalten und wird vorwiegend für die Präsentation von Fotografien und Neuen Medien genutzt.

Unterwegs in einer Luftblase – Einblicke in das Kunsthaus

Die außergewöhnliche Dachkonstruktion schwebt, einer bläulichen Luftblase gleich, über dem gläsernen Foyer des Kunsthauses. Das Erdgeschoss ist zu einem beliebten Treffpunkt geworden und kann vom Südtirolerplatz wie vom Lendkai aus begangen werden. Im Foyer befinden sich Café, Buchhandlung und der weitläufige Veranstaltungsraum Space 04. Ein mechanisches Laufband führt hinein in die schimmernde Blase und man durchquert den Kinder- und Jugendbereich Space 03, um in die Ausstellungsebene Space 02 zu gelangen.

Ein zweites Laufband führt in die Ausstellungsebene Space 01. Am Ende seines Rundgangs angekommen, kann der Besucher in den verglasten Bereich des Gebäudes hinaustreten, die Aussicht genießen oder auch Lesungen oder kleineren Veranstaltungen lauschen. Die oberen Etagen sind durch Brücken mit dem geschichtsträchtigen Eisernen Haus verbunden, welches im Zuge der Errichtung des Kunsthauses Graz nach alten Vorbildern aufwendig saniert wurde.

Kunsthaus Graz bei Nacht Ausenansicht
Das Museum bei Nacht
Das Kunsthaus Graz bei Nacht
Das Kunsthaus Graz bei Nacht

Der Hingucker – Die BIX-Medienfassade

Die Außenhaut des Kunsthaus Graz kann als Bildschirm genutzt werden und somit Kunst auch nach Außen transportieren. Die Ostseite des Gebäudes wurde durch das Künstler und Architektenteam realities:united. in einen riesigen Bildschirm verwandelt. Viele Ausstellungen werden durch Präsentationen über die Medienfassade begleitet und somit gelingt es, Kunst in den öffentlichen Raum zu transportieren. Hinter der BIX-Medienfassade verbergen sich auf einer Fläche von 900 qm 930 Leuchtstoffröhren. Die einzelnen Leuchtmittel können einzeln stufenlos geregelt werden und machen somit Präsentationen oder Laufschriften möglich. Besonderns in der Dämmerung erfährt das Kunsthaus Graz durch die Medienfassade eine Aufwertung.


Informationen über das Kunsthaus Graz

Öffnungszeiten:

Montag: Geschlossen
Dienstag – Sonntag: 10:00 – 17:00 Uhr

Eintrittspreise:

Erwachsene: 9.00 Euro
Senioren: 7.00 Euro
Schüler, Lehrlinge und Studierende: 3.00 Euro

Führungen kosten 2.50 Euro und zum reduzierten Preis 1.50 Euro

Adresse:

Kunsthaus Graz
Lendkai 1
8020 Graz
Telefon: +43 316 80 17
E-Mail: kunsthausgraz@museum-joanneum.at
Webseite: www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz

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