Bereits der Ort selbst ist außergewöhnlich. Nicht ebenerdig erlebt der Besucher hier die Kunst. Nein. Hinauf in einen Bereich „zwischen Himmel und Erde“ bewegt er sich, sanft empor gehoben vom Fahrstuhl in die oberste vierte Etage des Kultur- und Kongresszentrums Luzern, kurz KKL. Dort angekommen betritt der an Kunst Interessierte den Ausstellungsbereich des Kunstmuseums Luzern. Durch die Lamellen an der Fensterfassade des rundum verglasten Foyers kann der Besucher seine Blicke über den Vierwaldstättersee schweifen lassen. Und es ist ein durchaus majestätischer Anblick, der sich hier bietet: links vom Kunstmuseum Luzern der Ausfluss des Flusses Reuss in den Vierwaldstättersee, im Rücken das Bergmassiv des Pilatus, jenseits des Sees die Rigi – ein Schweizer Idyll aus erhabener Position.

Wendet sich der Besucher dem Inneren zu, blickt er auf Glas, Holz und Metall im stimmungsvollen architektonischen Zusammenspiel: das Wort Foyer bedeutet im Französischen auch Herd. Und der Herd war in der Jugend der Menschheit bereits Versammlungs- und Begegnungsstätte, Mittelpunkt ihres Lebens. Genau das ist auch das Foyer im Kunstmuseum Luzern. Mit oder ohne Billett können Besucher die Kunst von Urs Lüthi erleben, die direkt für das Foyer konzipiert und realisiert wurde. Bei einem Kaffee können Kunstinteressierte ihren Besuch im Kunstmuseum Luzern beginnen oder ausklingen lassen. Genügend Sitzmöglichkeiten sind für Besuchergruppen eine gute Gelegenheit, um das Gesehene zu diskutieren. Für Lesungen oder Präsentationen kann das Foyer auch privat gemietet werden.

Das Kunstmuseum Luzern gehört neben dem Kunsthaus in Zürich und dem Kunstmuseum in Basel zu den bedeutendsten Kunstmuseen der Schweiz und bringt dies durch wirkungsmächtige Wechselausstellungen mit internationalem Anspruch zum Ausdruck. Das Credo eines jeden Museums – sammeln, bewahren, ausstellen, vermitteln – wird auch im Kunstmuseum Luzern großgeschrieben. Die Sammlung hat sich spezialisiert auf die Kunst der Zentralschweiz von der Renaissance bis zur Gegenwart sowie die Kunst der 1970er Jahre. Wechselnde Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst werden mit Teilen der Sammlung kombiniert und rücken diese somit stets in ein anderes Licht. Zusätzlich zur Präsentation seiner Sammlung ist das Kunstmuseum Luzern an der Interaktion und am Diskurs mit seinen Besuchern interessiert und bietet daher regelmäßige Führungen durch das Museum sowie weitere Vermittlungsprogramme an.

Die Sammlung des Kunstmuseums Luzern

Wie bei archäologischen und historischen Objekten sollte auch die künstlerische Position stets im Zusammenhang ihrer Entstehung und Verwendung gesehen werden. Kein Objekt beansprucht Sinn ausschließlich aus sich selbst heraus – es steht stets im Kontext seines Urhebers, der Zeit seiner Entstehung und den Umständen, die zur Entstehung beigetragen haben. Dem Kunstmuseum Luzern ist demnach in erster Linie daran gelegen, die bestehende Sammlung zu pflegen und nach Relevanz zu erweitern. Entsprechend des Leitbildes des Kunstmuseums Luzern werden bestimmte Schwerpunkte gesetzt, die sich vor allem an der Geschichte des Museums selbst orientieren und damit die Schweizer Kunst und ihre Künstler in den Fokus rücken.

Begonnen hat die Sammlungstätigkeit im 19. Jahrhundert und ist seither stetig gewachsen. Von Beginn an wurde regionale Luzerner Kunst gesammelt in Kombination mit Kunst aus der gesamten Schweiz. Erst in neuerer Zeit kamen Objekte internationaler Künstler aus dem 20. und 21. Jahrhundert dazu, bei denen jedoch stets auch ein Schweizer Bezug erkennbar ist. Zu den frühesten Werken der Sammlung des Museums zählen die Gemälde von Kaspar Meglinger und Franz Ludwig Raufft aus den Epochen des Früh- und Hochbarock. Eine umfangreiche Porträtreihe von Künstlern des 18. Jahrhunderts gehört ebenso zu den Höhepunkten des Hauses. Die Schweizer Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts stellt einen weiteren Sammlungsschwerpunkt dar, ebenso wie die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts, im Kunstmuseum Luzern prominent vertreten durch Werke von Felix Vallotton sowie Hans Emmenegger. Zu den modernen Schweizer Künstlern, deren Spurensicherung dem Museum in Luzern ein Anliegen ist, zählen unter anderen die Vertreter der „Zürcher Konkreten“ sowie Aldo Walker, André Thomkins und selbstverständlich Urs Lüthi.

Realisiert werden die Neuerwerbungen von der Stiftung BEST Art Collection Luzern, die 1933 von der Kunstgesellschaft Luzern als Bernhard Eglin-Stiftung ins Leben gerufen wurde. Viele Schlüsselwerke der Schweizer Kunst konnten in den ersten beiden Jahrzehnten des Bestehens der Stiftung der Kunstsammlung des Kunstmuseums hinzugefügt werden. Unter der Leitung von Jean-Christophe Ammann in den 1970er Jahren konnten weitere Schwerpunkte gerade auf dem Gebiet der zeitgenössischen Schweizer Kunst gelegt werden. Und auch Schenkungen wie diejenige von Dr. Walter und Alice Minnich im Jahre 1937 erweitern den Bestand der Sammlung um viele schöne und bedeutende Positionen.

Aus seiner nur mittelgroßen Ausstellungsfläche hat das Kunstmuseum Luzern eine Tugend gemacht. Neben Einzelausstellungen aktueller Künstler wird die umfangreiche Sammlung des Museums immer wieder neu zusammengestellt den Besuchern präsentiert. So ergeben sich stets neue Eindrücke, die im Zusammenspiel mit den einzelnen Ausstellungen und dem Foyer entstehen. Der Raum für Interpretationen und Inspirationen ist hiermit ein unendlicher, was sich auch stets im Raum für Vermittlung abzeichnet. Dazu unten mehr. Eine Auseinandersetzung mit den gerade nicht öffentlich präsentierten Werken ist dennoch möglich. Die Sammlung Online des Internetauftritts des Kunstmuseums Luzern versammelt die wichtigsten Werke mit relevanten Informationen sowie einer Einbettung in den Sammlungskontext des Museums und ist daher ein weiterer nützlicher Baustein bei der Präsentation und Vermittlung der Schweizer Kunst durch das Kunstmuseum Luzern.

Bereits in den 1970er Jahren hatte das Kunstmuseum Luzern unter dem damaligen Direktor Jean-Christophe Ammann zeitgenössische ungesicherte Kunst präsentiert und sich damit von anderen Museen der Zeit abgehoben. Und noch immer ist das Kunstmuseum Luzern Vorreiter bei der Präsentation moderner Kunst der Avangarde, so dass nicht nur die Kunst der 1970er Jahre eine prominente Stellung bei der Ausstellungspraxis inne hat; auch jungen Künstlern bietet das Kunstmuseum Luzern die Möglichkeit, sich als neuer Joseph Beuys oder als nächster Michael Buthe zu präsentieren.

Urs Lüthi – der Hauskünstler des Kunstmuseums Luzern

Für die Gestaltung des Foyers, das gleichermaßen Ausstellungsraum wie Ort der Ruhe und Begegnung ist, konnte das Kunstmuseum Luzern den international renommierten Schweizer Künstler Urs Lüthi gewinnen. Der Video-, Installations- und Performancekünstler, Fotograf und Maler stellt sich oft selbst in den Mittelpunkt seines Schaffens. Und so bilden auch die zwei Skulpturen „Selfportrait as an Artist“ von 2011 sowie „The Remains of Clarity“ von 2006 die Eckpfeiler der permanenten Ausstellung im Foyer des Kunstmuseums Luzern.

In den acht dazugehörigen Vitrinen, die eigens von Urs Lüthi selbst für das Museum entwickelt und auf die besondere Architektur des KKL abgestimmt wurden, hat der Künstler ein Kuriositätenkabinett versammelt, gewissermaßen einen Parforceritt durch unzählige Kulturen und Zeiten der Erdgeschichte. Diese von Urs Lüthi „NATURE MORTE“ genannte Serie zeigt antik anmutende Skulpturen, afrikanische und chinesische Masken, ein Buddelschiff, eine Distel und andere Gegenstände, die auf ansprechende Art den Geist öffnen und gewissermaßen ein großes Tor bilden zur eigentlichen Ausstellung.

Die Verbindung zwischen Ausstellung im Foyer und der Präsentation der hauseigenen Kunstsammlung im inneren Bereich wird schließlich mittels einer Skulptur von Urs Lüthi realisiert, die ihn selbst als lebensechte Nachbildung zeigt. Im legeren schwarzen Polohemd mit dazu passender schwarzer Shorts steht der Künstler inmitten von ihm selbst mithilfe eines großen Hammers zusammengeschlagener Gegenstände. Zerstörung von etwas Altem, um dem Neuen Platz zu geben? Zerkleinerung von Ballast, aus dem Neues erstehen kann? Der Künstler hat sich selbst als Skulptur einen halb erschrockenen, halb erstaunten Gesichtsausdruck aufgesetzt, der dem Besucher Raum lässt für eine eigene Deutung und die Skulptur in unterschiedliche Beziehungen setzen kann mit den übrigen Positionen der Ausstellung sowie der Präsentation von Urs Lüthi im Foyer des Museums.

Geschichte des Kunstmuseums Luzern

Das Kunstmuseum Luzern wurde 1933 als jüngstes der Schweiz im alten Kunsthaus und Kongresszentrum Luzern eröffnet. Der Architekt dieses Hauses war der auch in Luzern geborene Schweizer Politiker Armin Meili. Viele Erwerbungen zur Sammlung im Kunstmuseum in den 1970er Jahren machten eine Erweiterung des Gebäudekomplexes nötig, den Meili persönlich übernahm. Im Jahre 1991 allerdings wurde der Abriss des alten Kunsthaus und Kongresszentrums Luzern beschlossen, da es als „nicht denkmalschutzwürdig“ galt.

An selber Stelle sollte wiederum das neue KKL entstehen, in dem auch das Kunstmuseum Luzern erneut seine Bleibe fand. Bereits im Jahre 1990 fand die Ausschreibung und der Wettbewerb unter den teilnehmenden Architekten um das prestigeträchtige Projekt statt. Der Pariser Architekt Jean Nouvel konnte sich gegen seine Mitbewerber durchsetzen, legte dabei jedoch einen ersten Entwurf vor, den die Neue Zürcher Zeitung als „flügellahme Ente in einem Glaskäfig“ bezeichnete. Gemeinsam mit Thomas Held, dem obersten Bauherrn der Trägerstiftung, gelang Jean Nouvel 1993 allerdings ein zweiter Entwurf, der letztlich realisiert wurde.

Der ursprüngliche Plan, das neue KKL in den Vierwaldstättersee hinein zu bauen, konnte nicht realisiert werden. Doch am alten Standort erscheint das KKL nicht weniger futuristisch, seit 1998 der Einweihmarathon mit einem Konzert der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Claudio Abbado begann, der sich über ein Jahr hinzog und erst am 19. Juni 2000 mit der Einweihung des neuen Kunstmuseums Luzern beendet wurde. Wasser spielt dennoch eine große Rolle in und um das KKL. Architekt Jean Nouvel war der Ansicht, dass wenn er schon nicht zum Wasser gehen könne, das Wasser zu ihm kommen sollte. Und so integrierte Jean Nouvel das Wasser einfach in das Gebäude selbst. Etwa 100 mal 100 Meter misst die Fläche des über das Gebäude des KKL herauskragende Dach. Die vom See aus gesehene Hauptfassade des KKL liegt somit beinahe ganztägig in dunklem Schatten, was dem gesamten Gebäude einen Hauch des Magischen, Mystischen oder gar Unheimlichen verleiht – in jedem Falle etwas Verborgenes, das es zu entdecken und zu erkunden gilt.

Verborgen in diesem futuristischen Kulturbau im pittoresken Luzern ist neben dem Kunstmuseum auch der große Konzertsaal, eine Mehrzweckhalle sowie mehrere Kongressräume, Bars und Restaurants. Dem Kunstmuseum Luzern stehen von diesem riesigen Komplex zwanzig in ihrer Größe variable Räume auf insgesamt 2.100 Quadratmetern Ausstellungsfläche zur Verfügung. Hoch oben, direkt unter dem Dach des KKL, wirkt das Kunstmuseum Luzern beinahe etwas entrückt von der Außenwelt. Von oben strahlt schummriges Sonnenlicht, die Räume selbst erscheinen abstrakt und minimalistisch. Nichts soll von der Kunst ablenken, während sich der Besucher mit ihr beschäftigt. Tritt er hinaus ins Foyer und schaut über den Vierwaldstättersee, auf die Stadt Luzern und das sie umgebende Bergland der Zentralschweiz, glaubt er sich wohl gleichermaßen entrückt in eine Märchenlandschaft. Und so erscheint das KKL in Gemeinschaft mit dem Kunstmuseum beinahe wie die gebaute Zukunft, in der Vergangenheit und Gegenwart zueinander finden, um vom Besucher (wieder)entdeckt zu werden.

Bücher, Kunst und Inspirationen – was das Kunstmuseum Luzern noch zu bieten hat

Foyer Kunstmuseum Luzern
Das Foyer des Kunstmuseums Luzern /// Foto: Marc Latzel, Kunstmuseum Luzern

Die persönliche Teilhabe und Teilnahme ist generell wichtig, um neu Gesehenes oder zu Erlernendes stärker zu verinnerlichen und sich damit auseinanderzusetzen. Neben den Ausstellungsräumen, die in erster Linie der Präsentation der Kunstwerke vorbehalten sind, bietet das Kunstmuseum Luzern seinen Besuchern auch Raum zur freien Entfaltung, zum beinahe spielerischen Umgang mit jeglichen Eindrücken, die sie bei ihrem Besuch im Museum erfahren haben. Dieser Raum für Vermittlung befindet sich zentral im Ausstellungsbereich des Kunstmuseums und ist von allen Präsentationsräumen aus zugänglich. Lockere Anregungen, die auf die Ausstellungen Bezug nehmen und bereit gelegte Materialien wie Stifte, Papier und Klebeband stellen es den Besuchern frei, sich selbst künstlerisch zu betätigen oder auch ins Gespräch mit anderen Museumsbesuchern zu kommen. Auf diese Weise wird der Besucher selbst zum Gestalter der Ausstellung, ohne zu etwas gezwungen zu sein. Die Verarbeitung sämtlicher Eindrücke beginnt direkt vor Ort – im Museum – und besitzt so einen deutlich höheren Mehrwert als die bloße Ausstellung ohne Interaktion der Besucher mit den Objekten.

Das Kunstmuseum Luzern fungiert auch als Herausgeber zahlreicher Publikationen zu Schweizer und internationalen Künstlern, seinen Wechselausstellungen oder speziellen Themen. Dabei erscheinen diese Monographien selbst wie Kunstwerke, die zur weiteren und tiefgründigen Auseinandersetzung mit Künstlern wie Michael Buthe, Urs Lüthi und Fabian Marti anregen. Sämtliche Bücher und Ausstellungskataloge können im hauseigenen Shop erworben werden. Wer sich nicht sofort zum Kauf entscheiden will, kann die Kunstpublikationen auch bei einem Kaffee oder einer regionalen kulinarischen Spezialität im Café des Hauses einsehen und dabei das gemütliche Ambiente des Foyers wie den Ausblick auf die Luzerner Landschaftsidylle genießen. Neben den Publikationen bietet der Museumsshop auch Handwerksprodukte und Designobjekte an, die nach Schweizer Art auf qualitative Handarbeit sowie Nachhaltigkeit bei gleichzeitiger Innovation und Eigenständigkeit setzt. Die sogenannte Swissness des Kunstmuseums Luzern ist somit überall im Hause spürbar und verleiht ihm seinen ganz besonderen Charme.

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