Das Lentos Kunstmuseum Linz ging aus der Neuen Galerie der Stadt hervor und zählt heute zu den bedeutenden zeitgenössischen Kunstmuseen in Österreich. Unmittelbar an der Donau gelegen, wurde mit dem Lentos auch architektonisch Außergewöhnliches geschaffen. Die gläserne und nachts beleuchtete Fassade des Museums ist zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Auf 8.000 Quadratmeter Fläche wird vor allem der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts viel Raum geboten. Die Einrichtung möchte die Kunst der Moderne mit ihren unterschiedlichen Werken und Schulen veranschaulichen und bedient sich dabei rund 1.500 Arbeiten aus den Sparten Malerei, Skulptur und Objektkunst. Weiter kann auf etwa 850 Fotografien zurückgegriffen werden. Die laufenden Präsentationen werden durch Führungen, Veranstaltungen und Workshops ergänzt.

Die Sammlung des Kunstmuseums

Das Kunstmuseum wurde begründet durch die Eröffnung der Neuen Galerie im Brückenkopfgebäude West am Linzer Hauptplatz. Die Basis der 1948 eröffneten Ausstellung waren 120 Werke aus der Privatsammlung von Wolfgang Gurlitt. Der Kunsthändler stellte die Arbeiten dem Kunstmuseum zunächst für die Dauer von zehn Jahren kostenfrei zur Verfügung. Bereits 1939 hatte Gurlitt dem Kunstmuseum Basel den Vorschlag unterbreitet, Werke aus beschlagnahmten Beständen der Nationalsozialisten zur Verfügung zu stellen. Zu diesem Handel war es jedoch nicht gekommen. Unter der Leihgabe an die Neue Galerie Linz befanden sich Gemälde und Grafiken von Egon Schiele, Emil Nolde oder Gustav Klimt. Gurlitt machte sich in Linz um die Kunstszene verdient und organisierte vielbeachtete Ausstellungen wie die Grafikpräsentation “Nie wieder Krieg!”, welche 1952 gezeigt wurde. Bis 1956 leitete Wolfgang Gurlitt die Neue Galerie Linz. 1953 ging ein Großteil der Gurlitt-Sammlung in den Besitz der Stadt Linz über.

Internationale Kunst der Nachkriegszeit

Der Bestand des Lentos Kunstmuseum Linz umfasst zahlreiche internationale Werke der Nachkriegszeit. Die Bestände werden bis heute durch Ankäufe laufend erweitert und geben so einen umfassenden Überblick über die internationale Kunst dieser Epoche. Die Werke wurden in eine Datenbank aufgenommen und sind dort Interessierten auch online zugänglich.

Markus Lüpertz ist einer der bekanntesten deutschen Gegenwartskünstler. Der exzentrische Maler hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gegenstände seiner Kunst in Verbindung mit einer archetypischen Aussage über sein Dasein in Verbindung zu bringen. Der Maler und Bildhauer ist begnadeter Liebhaber des Free Jazz und hält sich mit Gymnastik und auf dem Rennrad fit.

Maria Lassnig war eine österreichische Malerin und Medienkünstlerin, welche früh ihr Talent für das Zeichnen entdeckte. 1941 begann sie ein Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Zunächst war ihre Kunst surrealistisch orientiert. In den 1950er Jahren prägte sie das neue österreichische Informel. Mit ihren Körpergefühlsbildern brachte Maria Lassnig früh den weiblichen Körper in die Kunstwelt ein. Ihre Selbstportraits vermitteln Nähe und Fremdheit zugleich und sind eine bewusste Auseinandersetzung mit ihrer ganz individuellen Handschrift, die vielleicht auch als Kritik an der in der damaligen Zeit populären Pop Art verstanden werden kann.

Figürliches und Abstraktes – Skulpturen, Plastiken, Objekte

Eine ganze Reihe von international viel beachteten Künstlern findet sich im Bestand des Lentos Kunstmuseum Linz. Wie der bedeutende, britische Bildhauer, Sir Anthony Caro. Besonders bei der Definition der modernen, abstrakten Bildhauerei hat der im Jahre 2013 in London verstorbene Künstler entscheidende Impulse geliefert. Während der Schüler der Royal Academy anfänglich noch figurativ arbeitete, brachte ein USA-Aufenthalt 1959 den Umschwung. Meist nutzte Caro für seine Werke Schrott oder Metallreste.

Tony Cragg hatte sich zunächst der Malerei verschrieben. Später entwickelte der Liverpooler Künstler unter dem Einfluss des Konzept-Künstlers Richard Long sein Interesse für das plastische Gestalten. So begann er damit, über alltägliche Gebrauchsgegenstände Kordeln aus geknoteten Netzen zu spannen. Die Materialien für seine Arbeiten fand er beim Durchstreifen der Natur oder auf Mülldeponien. Besonders in den 1980er Jahren war Tony Cragg auf verschiedenen internationalen Ausstellungen vertreten.

forum metall ließ aufhorchen

Das forum metall sorgte dafür, dass Linz 1977 in die Schlagzeilen geriet. Mit der Eröffnung des 4. Brucknerfestes hielten großformatige Metallplastiken renommierter Künstler im Donaupark Einzug. Linz befand sich offensichtlich auf einem guten Weg, nämlich dem von der Industrie- zur Kulturmetropole. Die Objekte aus Eisen, Stahl und Aluminium sorgten für ein breites Medieninteresse. Eigentlich sollten die Arbeiten des forum metall zunächst nur für zwei Jahre aufgestellt werden. Aber da sich die Fachwelt begeistert und die ausführenden Künstler kooperativ zeigten, sind viele Objekte zu Dauerleihgaben geworden, betreut und gewartet vom Lentos.

Unmittelbar beim Brucknerhaus hat Herbert Bayer seine Brunnenskulptur etabliert. Der Lehrer des Dessauer Bauhauses vereinte 17 stufig angeordnete Zylinder zu einer Plastik. Eine direkte Verbindung zum Brucknerhaus stellt auch die Ellipse in zehn Teilen von David Rabinowitsch dar. Die Leihgabe der Ludwig-Stiftung setzt der Künstler in Symbiose zur Architektur des Brucknerhauses. Als eine Hommage an Anton Bruckner zu verstehen ist auch die von Amadeo Gabino geschaffene Skulptur, welche mit ihren gerundeten Blechen an einen Torbogen erinnert.

Valie Export Archiv – Ein Lebenswerk

Das Lebenswerk der Linzer Künstlerin Valie Export wird in Linz verbleiben und hier gefördert und vermehrt. Dies hat der Gemeinderat im Frühjahr 2015 beschlossen. Das Valie Export Archiv besteht aus Kunstwerken, Entwürfen, Skizzen, Negativen und zahlreichem Archivmaterial. Der Erwerb des Archivs legt zugleich den Grundstein für ein weiteres ehrgeiziges Projekt, dem Valie Export Center. Die internationale Forschungsstätte will sich der Medien- und Performancekunst widmen. Ab 2017 soll Leben in das Valie Export Center einziehen. Als Standort hat das Lentos die Linzer Tabakfabrik vorgesehen. Der Bau wird generalsaniert und soll die Einrichtung auf einer Fläche von 320 qm aufnehmen.

Die Neuerwerbungen

Das Lentos Kunstmuseum Linz sieht sich als eine Einrichtung, die sich stetig in Bewegung befindet. Um einen breiten Bogen zwischen der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts und dem Kunstschaffen im Österreich der Gegenwart zu schaffen, erweitert das Kunstmuseum seinen Bestand fortlaufend. Der Schwerpunkt wurde dabei auf die österreichische Kunst der Gegenwart verlagert.

Zu den aktuellen Neuerwerbungen zählt Monika Pichler mit ihrem Werk: „into the future1“. Die 1961 in Hallein geborene Künstlerin studierte an der Linzer Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung und leitet seit 2009 die Siebdruckwerkstatt des Instituts für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften. Verena Dengler hat ihr Stickbild unter Verwendung von Styropor „Germany vs. Austria“ genannt. Die Künstlerin verknüpft verschiedene Materialien ebenso wie historische und politische Details zu einem erfrischenden Kosmos voller Kreativität und Poesie.

Keltisch wird modern – die Geschichte des Lentos

Fragt man sich nach der Bedeutung des Lentos Kunstmuseum, dann landet man unweigerlich bei den Kelten, denn „lentos“ ist die Entsprechung für „gekrümmt oder biegsam“. Dies ist weniger weit hergeholt, als vielleicht allgemein angenommen wird, denn höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei sogar um die ursprüngliche Ortsbezeichnung von Linz, welche wiederum an den Flusslauf der Donau angelehnt ist, welche im Osten der Stadt eben diese Krümmung aufweist.

Die Privatsammlung Wolfgang Gurlitts bildete, wie bereits erwähnt, den Grundstein der 1946 gegründeten und zwei Jahre später offiziell eröffneten Neuen Galerie am Hauptplatz. Nachdem 1953 von der Stadt 76 Gemälde und 33 Grafiken aus der Sammlung Gurlitt angekauft wurden, wurde die Neue Galerie Linz, Wolfgang-Gurlitt-Museum als modernes Kunstmuseum gegründet.

1979 konnte die Einrichtung neue Räumlichkeiten im Lentia 2000 beziehen. Fortan standen etwa 1.200 qm Fläche für die Präsentation der Sammlung zur Verfügung. Diese Räumlichkeiten wurden 1989 um weitere 400 qm erweitert. Im Jahre 2003 wurde das Lentos Kunstmuseum Linz eröffnet und die Sammlung wurde fortan in dem modernen Bau auf 2.700 qm Ausstellungsfläche gezeigt.

Das Lentos Kunstmuseum Linz bei Nacht
Das Lentos Kunstmuseum in Linz erstrahlt bei Nacht in verschiedensten Farben wie hier in violette.

Schweizer Kiste mit Durchblick – Die Architektur des Lentos

Im Vorfeld der Errichtung des neuen Kunstmuseums wurde 1998 ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Diesen konnten die Züricher Architekten Weber & Hofer für sich entscheiden. Damit setzten sie sich unter 218 Mitbewerbern durch. Während eines Zeitraumes von 29 Monaten wurde der 130 Meter lange, quaderförmige Bau fertig gestellt. Die Betonquader wurden mit Verbundsicherheitsglas verkleidet. In die Ausstellungsräume fällt viel Tageslicht. Das Zentrum des Komplexes bildet der mit 2.500 qm größte österreichische Ausstellungsraum. An der gläsernen Hülle bricht sich das Licht. Bei Nacht eindrucksvoll beleuchtet, wird das Kunstmuseum zum Blickfang. Bei näherer Betrachtung scheint das Gebäude zu schweben. Diesen Eindruck vermitteln Signalkonverter, welche die Helligkeit und den Farbton der DSI-Leuchten regeln. Ein eindrucksvolles Panorama gibt auch das 60 Meter breite „Donaufenster“ frei.

Die Bibliothek des Lentos Kunstmuseum Linz

Die Präsenzbibliothek des Lentos Kunstmuseum Linz beherbergt über 30.000 Medieneinheiten, die sich mit der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts befassen. Der Schwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Kunst. Der Bestand der Einrichtung wurde in mehr als 50 Jahren stetig aktualisiert und von internationalen Museen und Galerien aufgekauft. Im Bestand befinden sich Werkverzeichnisse, Monografien und Nachschlagewerke zu Vertretern der Klassischen Moderne und der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Ebenso können Auktionskataloge, Kunstmagazine oder Zeitschriften eingesehen werden. Eine Entleihung ist nicht möglich. Ein Kopiergerät wird für die wissenschaftliche Arbeit mit den Medien zur Verfügung gestellt. Alle ab 2009 veröffentlichten Medien wurden bereits digitalisiert.


Informationen über das Lentos Kunstmuseum Linz

Öffnungszeiten:

Montag: Geschlossen
Dienstag – Sonntag: 10:00 – 18:00 Uhr
Donnerstag: Bis 21:00 Uhr geöffnet

Eintrittspreis:

Erwachsene: 8.00 Euro
Senioren und Inhaber von gewissen Karten: 6.00 Euro
Studenten und Auszubildende: 4.50 Euro
Familien: 14.50 Euro

Dienstag ab 15.00 Uhr kostenloser Einlass für Seniorinnen und Senioren

Adresse:

Lentos Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1
4020 Linz
Telefon: +43 732 70 70
E-Mail info@lentos.at
Webseite: www.lentos.at

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