Museum Tinguely – Die faszinierende Welt des Jean Tinguely

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Basel verfügt über mehrere hochkarätiger Sammlungen und Museen. Dazu gehört auch das Museum Tinguely am rechten Rheinufer. Das Tinguely-Museum in Basel zeigt seit der Eröffnung im Jahre 1996 das umfangreiche Lebenswerke des Künstlers Jean Tinguely. Wer sich dem Gebäude von der Flussseite her nähert, den beeindruckt sofort das monumentale Aussehen des modernen Museums-Komplexes. Das Museum Tinguely liegt direkt am Flusslauf des Rheins, fußläufig zur Innenstadt. Schon beim Betreten des imposanten Gebäudes vernimmt der Besucher sofort die ächzenden und knirschenden Geräusche, welche von den Kunstgegenständen ausgehen. Jean Tinguely, der unbestrittene Vorreiter der Kinetik, hat der Nachwelt einen prachtvollen und höchst kreativen Maschinenpark hinterlassen. Das Museum bietet eine interessante Möglichkeit, einen neuen Blick auf die Kunstwelt der Moderne zu werfen.

Die Sammlung Jean Tinguely

Das Museum Tinguely präsentiert nahezu alle Schaffensphasen des Künstlers. Die permanente Sammlung entstammt aus einer umfangreichen Spende der Witwe Jean Tinguelys. Sie umfasst große wie kleine Skulpturen, natürlich die berühmten kinetischen Maschinen und Installationen, aber auch Zeichnungen, Briefe und Dokumente von Tinguely, sowie übernommene Ausstellungsplakate, Kataloge, Dokumentationen und Fotografien der letzten Jahrzehnte. Neben der dauerhaften Sammlung ergänzen auch Leihgaben und Sonderausstellungen das umfangreiche Repertoire des Baseler Hauses.

Wer das Tinguely Museum betritt, der lässt den Park am Rhein hinter sich und durchschreitet den großen Eingangsportikus. Im Inneren lassen die zurückhaltend gestalteten Räumlichkeiten den Kunstwerken ihren Raum. Und der ist auch nötig, denn viele Exponate sind äußerst mächtig gearbeitet und benötigen viel Platz zu allen Seiten und in die Höhe. Die Sammlung beginnt mit den Werken der frühen 1950er Jahre. Reliefartige Exponate, welche vorwiegend an den Wänden installiert sind, werden in der ersten Ebene gezeigt. Die Kunstwerke sind aus Weißblech, Eisendraht und Holz gearbeitet und verfügen zum Teil über einen Farbanstrich. Durch kleine Elektromotoren, Rollen und Triebriemen können sie stückweise bewegt werden. Der Besucher kann hier aktiv die Kunstwerke anschalten und deren Bewegungen verfolgen.

Im nächsten Bereich des Kunstmuseums befinden sich die dreidimensionalen Kunstobjekte von Jean Tinguely. Hier erfährt der Besucher nun die raumerfüllende Faszination, wenn die aufwendig gearbeiteten Exponate ihr elektrisches Eigenleben demonstrieren. Die Kunstwerke ruckeln, wackeln und machen Krach.

Das Spätwerk des Künstlers ist in dem größten Ausstellungsraum des Museums zu sehen, welcher sich loftartig bis in die dritte Etage frei nach oben hin erstreckt. Die Tonmischmaschinen, welche Tinguely internationale Berühmtheit einbrachten, ist hier ausgestellt. Das Museum Tinguely zeigt in diesem Teil zudem eine Reihe beweglicher Flügelaltäre, die ebenfalls zum Staunen einladen. Eindrucksvoll und beängstigend zugleich präsentiert sich in einem zurückgesetzten Areal auch der bekannte „Mengele-Totentanz“. Bei diesem raumausfüllenden Objekt werden neben den langsamen Bewegungen auch klagende und schluchzende Geräusche produziert. Der Zuschauer kann sich der morbiden Faszination dieser Installation kaum entziehen. Er steht mittendrin und erfährt am eigenen Leib die unangenehme und beängstigende Atmosphäre des Kunstwerkes.

Die permanente Ausstellung des Museum Tinguely umfasst nicht nur die Werke von Jean Tinguely selbst. Viele Objekte sind in Kooperation mit anderen namhaften Kreativen der Moderne umgesetzt worden. Darunter befinden sich Kunstwerke von Niki de Saint Phalle, Yves Klein, Duchamps oder Eva Aeppli.

Das Besondere an diesem Kunstmuseum ist, dass es so vorbehaltlos jeden Besucher zum Mitmachen und Staunen einlädt. Die Sammlung ist großzügig ausgelegt, so dass das sämtliche Besucher nach ihrem eigenen Befinden die Kunstwerke entdecken können. Neugierige dürfen in der Ausstellung mit gutem Gewissen Knöpfe drücken und die Aktionen der Kunstwerke selbst auslösen. Das macht die Kunst von Jean Tinguely so unbürokratisch. Die Sammlung lässt den Betrachter nicht nur andächtig staunen, sondern animiert dazu, Teil der Installationen zu werden und die Kunst so ganz anders wahrzunehmen.

Das Museum Tinguely zeigt in der Dauerausstellung rund 100 kinetische Exponate und viele Zeichnungen und Blätter von Jean Tinguely. In den Nebenräumen werden saisonal themengebundene Sonderausstellungen präsentiert, die den Besuch der laufenden Sammlung sinnvoll ergänzen oder abrunden.

Jean Tinguely – Ein Künstler, welcher die Skulpturen in Bewegung setzte

Jean Tinguely war ein Schweizer Bildhauer und Maler. Berühmtheit erlangte er bereits in den frühen 1960er Jahren durch seine kinetische Kunst. Darunter versteht man zwei- oder dreidimensionale Objekte, welche eine eigenständige Bewegung ausführen können. Es sind also maschinenartige Kunstwerke, die zwar keine Handlung ausführen, jedoch in Aktion sind.

Tinguely wurde 1925 in Freiburg im Kanton Bern geboren und wuchs in Basel auf. Als junger Mann ließ sich Jean Tinguely zum Dekorateur ausbilden. Er heiratete die Künstlerin Eva Aeppli und zog mit ihr nach Paris. Dort schloss sich der kreative Tinguely der Künstlertruppe um Yves Klein, Daniel Spoerri und Niki de Saint Phalle an und bezog mit ihnen gemeinsam ein Atelier. Die Künstler entwickelten die Stilrichtung Nouveau Réalisme (Neuer Realismus). Die Gruppe hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Status der abbildenden Kunst zu sprengen. Die Künstler hinterfragten nicht nur den damals aktuellen Kunstbetrieb, sondern rieben sich an den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und medialen Grundsätzen der damaligen Zeit. So entwickelte sich der Neue Realismus mit Tinguely als einer seiner Antriebsräder zu einer Objektkunst, die von Zufälligkeit und Aktion bestimmt war.

Im April 1955 eröffnete Tinguely zusammen mit Calder, Soto, Pol Bury, Duchamps und anderen Künstlern eine erste gemeinsame Ausstellung. Gezeigt wurden kinetisch Objekte, die stark konstruktivistisch angelegt waren, jedoch schon ähnlich einem Mobile frei im Raum hingen. Die Ausstellung war ein großer Erfolg und schweißte die Gruppe stark zusammen. In den folgenden Jahren entwickelten die Künstler immer weitere Ideen der Objektkunst. Jean Tinguely beschränkte sein Schaffen nicht weiter auf Paris, sondern reiste um die Welt. Er ließ sich von fremden Ländern inspirieren, umgab sich mit Vorliebe mit politischen Querdenkern und Außenseitern und stand den bürgerlichen Verhältnissen eher skeptisch gegenüber. Dafür zeigte Tinguely eine große Aufgeschlossenheit gegenüber technischen Neuerungen. So interessierte er sich für Rennautos, Motoren, Flugzeuge, die damals aufkommende Raumfahrt und auch neue technische Materialien.

In den 1970er Jahren wurde der Künstler gezielt von Museen und Städten eingeladen, um exklusive Kunstwerke zu schaffen. Dabei ließ man ihm generell freie Hand. In New York konnte er so beispielsweise die „Hommage to New York“ schaffen. Eine Maschine aus willkürlich zusammengesetzten Schrottteilen. Das Werk war in der Lage sich selbst zu zerstören, was es auch medienwirksam in einem stundenlangen Prozess tat. Schlussendlich ging das Kunstwerk in Flammen auf. In den folgenden Jahren kamen immer aufwändigere und größere Maschinen hinzu. Damals entdeckte der Künstler auch seine Liebe zu akustischen Ergänzungen wie Glockenklang, metallisches Klappern, wummernde Geräusche oder quietschende Töne. Zu Beginn der 1980er Jahre fand Tinguely das Element Wasser als zusätzliche Ausdrucksform. Fortan erschuf er weltweit viele Brunnen. Diese beinhalten zahlreichen kinetischen Elemente und sind mit Wasserspielen, Fontänen oder sonstigen Vorrichtungen ergänzt.

In den 1990er Jahren verwendete Jean Tinguely Licht beziehungsweise Schatten als weiteres Element für seine Kunstwerke. So entstanden mehrdimensionale Erlebnis-Maschinen. Sie bewegten sich, stießen dazu bestimmte rhythmische oder eben unmelodische Töne aus, konnten Wasser spucken und warfen unter Umständen bestimmte Schatten an die dahinterliegende Wand.

Die beweglichen Kunstwerke von Jean Tinguely beeindrucken nach wie vor die Menschen. Die Maschinen scheinen zu leben, zu atmen, zu jammern und zu stöhnen. Kommt eine Maschine via Knopfdruck in Bewegung, so wird jeder Zuseher oder Zuhörer automatisch in ihren Bann gezogen.

Auch wer sich nur kurzfristig mit dem Nachlass des Künstlers beschäftigt, der wird sich doch der Suggestion, welche von den Kunstwerken ausgeht, kaum entziehen können. Die Kunst des Bildhauers rührt an, sie lässt den Betrachter schmunzeln, erwischt einen auf dem falschen Fuß, bringt den Zuschauer zum Weinen, zum Nachdenken und zum Hinterfragen von Menschen und Systemen. Das allumfassende Thema des Schweizers war zeitlebens die Integrität der Gesellschaft. So verwundert es nicht, dass sich der Mensch von Kindesbeinen an von den kinetischen Werken angezogen fühlt. Tinguely verstarb im Alter von 66 Jahren in Bern. Sein Grabstein ziert eine von ihm selbst entworfene kinetische Installation.

Jean Tinguely in Basel entdecken

Wer dem Künstler Jean Tinguely näher kommen möchte, aber nur einen kurzen Aufenthalt in Basel hat und das Museum nicht mehr besuchen kann, der sollte sich in jedem Fall den Tinguely Brunnen auf dem Theaterplatz anschauen. Er wurde zwischen 1975 und 1977 erbaut und zeigt auf verspielte Weise die Schaffenskraft des Künstlers. Der Tinguely Brunnen wird auch Fasnachts-Brunnen genannt. Insgesamt werden zehn Skulpturen gezeigt, die durch Schwachstrommotoren bewegt werden und Wasserfontänen sprühen. Der Tinguely Brunnen nimmt dabei thematisch Bezug auf die traditionsreiche Geschichte der Stadt bezüglich der jährlichen Fasnacht und repräsentiert diese durch klassische Theaterfiguren.

Wer von Basel mit Flugzeug verlässt hat zudem die Möglichkeit Basel-Mülhausen ausgestellte Lichtskulptur mit dem Namen „Luminator“. Die 24 Meter lange Lampenskulptur ist im fünften Stock des Flughafens in Halle 4 ausgestellt. Wer mit dem Flieger anreist, kann so schon bei der Ankunft einen Vorgeschmack auf den kreativen Tatendrang des eigenwilligen Schweizer Künstlers bekommen.

Über das Tinguely Museum

Schon aus der Ferne entdeckt man die markante Unterschrift des Künstlers, welche illuminiert an der Gebäudefront prangt. Das Museum Tinguely wurde nach einer Bauzeit von nur 2 Jahren im Jahre 1996 eröffnet. Entworfen wurde das Museum von dem Architekten Mario Botta, welcher unter anderem auch das Museum of Modern Art in San Francisco entwarf. Es ist eine Schenkung der Firma F. Hoffmann-La Roche AG an die Stadt Basel. Es besteht aus mehreren monumentalen Gebäudeteilen, die miteinander verbunden sind. Das Gebäude flankiert zu einer Seite den Solitude-Park und wird zur anderen Seite von der Autobahn begrenzt. Durch die in sich geschlossene Bauweise mit Öffnung zum Rhein hin, ergibt sich im Inneren der rotbraunen Mauern eine sehr geschützte und naturnahe Atmosphäre für den Besucher.

Die Ausstellungsfläche an sich setzt sich aus vier unterschiedlichen Bereichen zusammen, welche sich wiederum über vier Ebenen erstrecken. Besonders sehenswert ist im Museum Tinguely natürlich der große Ausstellungsraum. Alleine hier sind zwanzig mächtige Maschinen des Künstlers ausgestellt. Von hier aus betritt der Besucher den Bereich der Promenade. Dabei fällt der Blick zwangsläufig über die weite Uferlandschaft und eröffnet ganz neue Blickperspektiven in die Natur. Denn das Spiel von „drinnen“ und „draußen“ ist konzeptioneller Bestandteil des Museums. Der erlebbare Dialog mit der technischen Anforderung im inneren des Museums, und der naturnahen Eingliederung am Rheinufer, bringt spannende Momente mit sich. Nach dem galerieartigen und lichtdurchfluteten Gang erstrecken sich dann weitere Ausstellungsräume, die über seitliches Licht sanft ausgeleuchtet werden. Auch im Untergeschoss des Museums finden sich öffentliche Bereiche. Hier werden vor allem die Grafiken und schriftlichen Hinterlassenschaften des Künstlers ausgestellt. Beendet wird der Besucherrundgang in der großen Ausstellungshalle, die sich zum Park hin öffnet. Dieser hallenartige Raum beheimatet die Monumentalskulpturen.

Der Architekt Mario Botta wurde deshalb von den Museumsstiftern ausgewählt, weil er in seinen Entwürfen Bezug zur topographischen Lage und den regionalen Gegebenheiten nahm. Botta hat ein sicheres Gespür dafür, wie sich Baukörper in die Landschaft eingliedern, um dabei als Ergänzung zu dienen und nicht als Störfaktor. Der Schweizer Architekt aus dem Tessin entwickelt Gebäude, in denen sich der Mensch sicher und gleichzeitig frei fühlen kann.

Der Museumsbau wurde eng begleitet von der Witwe des Künstlers, Niki de Saint Phalle. Die Künstlerin, die ebenfalls weltweite Berühmtheit durch ihre bunten Nana-Figuren erlangte, engagierte sich nach dem Tode ihres Mannes für eine anerkennende Ausstellungsfläche. Als Dank an die Stadt Basel schenkte sie dem Museum den umfangreichen Nachlass von Jean Tinguely, welcher nun im Museum zu bestaunen ist.

Wissenswertes rund um das Museum Tinguely

Das Tinguely Museum gehört neben dem Kunstmuseum und dem Beyeler Museum zu den schönsten und grössten Museen in Basel und wird von Einheimischen wie Touristen gleichermaßen geschätzt. Geleitet wird das Haus von Direktor Roland Wetzel. Kuratorische Assistentin ist Sandra Beate Reimann. Die Ausstellungsfläche des Tinguely Museums beträgt rund 2.870 Quadratmeter und ist in insgesamt vier Ausstellungsflächen und einen öffentlichen Sektor unterteilt. Neben den Museumsräumen befindet sich ein Museums-Shop, ein Garderobenbereich, ein Bistro, ein Vortragssaal und der Kassenbereich in dem Gebäude-Ensemble.

Wer das Museum besuchen möchte, kann es sehr bequem mit der Bahn erreichen. Die Haltestelle Museum Tinguely befindet sich in direkter Nähe zum Eingangsportal und ist nur 20 Meter entfernt. Wer mit dem Auto anreist, kann die ausgewiesenen Parkplätze unter der Rheinbrücke aufsuchen oder das Parkhaus nutzen.

Das gesamte Museum ist auch für Menschen mit einem Handicap beziehungsweise Rollstuhl nutzbar. Alle Ebenen sind mit einem Lift verbunden.

Geöffnet ist das Museum von Dienstag bis Sonntag zwischen 11:00 und 18:00 Uhr. Am Montag ist das Museum Tinguely geschlossen und die Kunstwerke ruhen.

Das angeschlossene Bistro ist über einen Seiteneingang auch unabhängig vom Museumsbesuch zu betreten. Auch diese Räumlichkeiten sind von Mario Botta architektonisch dem Museum angeglichen. Hier werden bunte Grafiken von Jean Tinguely an den Wänden plakativ ausgestellt. Das Bistro verfügt ansonsten über die gleichen Öffnungszeiten wie das Museum und bietet von der Terrasse einen herrlichen Blick über den Rhein und die Silhouette der Stadt.

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