Eine der größten, schönsten und bedeutendsten Sammlungen Schweizer Kunst beherbergt das Aargauer Kunsthaus in Aarau. Zentral gelegen zwischen Zürich, Basel und Bern präsentiert das Kunstmuseum auf einer Ausstellungsfläche von etwa 3000 m² wichtige Werke kunstgeschichtlicher Epochen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Der Schwerpunkt der Dauerausstellung, die kontinuierlich durch Zukäufe erweitert und ergänzt wird, liegt dabei auf Schweizer Künstlern wie beispielsweise Johann Heinrich Füssli oder Ferdinand Hodler. In der Präsentation der Kunstwerke legt das Museum großen Wert darauf, sie in ihrem kunsthistorischen Kontext zu zeigen. Daneben trägt sie dazu bei, durch bewusste Kontrastierung mit Werken anderer Kunstepochen zu einem tieferen Verständnis der sich immer weiter entwickelnden Kunst per se zu gelangen. In bis zu sechs Wechsel- und Sonderausstellungen pro Jahr bietet das Kunsthaus vorwiegend zeitgenössischer Kunst des In- und Auslands eine exzellente Plattform, um sich ansprechend darstellen zu können. Dadurch wird eine sowohl kritische als auch anregende Reflexion und Kommunikation über Kunst ermöglicht. Zahlreiche Angebote zur Kunstvermittlung für Alt und Jung tragen dazu bei, dass sich der Besuch des Aargauer Kunsthauses für jeden abwechslungsreich und interessant gestalten lässt.

Füssli, Hodler, Perret – Werke vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Das Kunstmuseum in Aarau bildet mit seiner Dauerausstellung und den Zukäufen eine der interessantesten, umfassendsten und schönsten Sammlungen Schweizer Kunst vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis hin zur unmittelbaren Gegenwart. Daneben spielen selbstverständlich auch Werke wegweisender Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner einen wichtigen Part im Aargauer Kunsthaus. Ein erster Schwerpunkt der Sammlung ist in den Gemälden des ausgehenden 18. Jahrhunderts zu sehen, die einen Wendepunkt für die Kunstgeschichte darstellen. Am Scheitelpunkt zwischen Aufklärung und Romantik steht unter anderem Caspar Wolf (1735 – 1783), der als Pionier der Hochgebirgsmalerei gilt. In seiner Werkgruppe lässt sich vor allem im Vergleich mit Darstellungen des Berges oder Gebirges von Alexandre Calames (1810 – 1864), François Didays (1802 – 1877) bis hin zu Ferdinand Hodler (1853 – 1918) ein entscheidender Entwicklungsbogen aufzeigen. Von ihm ausgehend führt dieser über die heroischen Landschaften Calames‘ und Didays‘ bis hin zu den beinahe schon expressionistisch erscheinenden Landschaftsmalereien Hodlers. Wolfs Darstellung des Gebirges wirkt nicht länger idealisiert wie es noch im Klassizismus üblich war, sondern führt dem Betrachter die Urgewalt der Natur vor Augen. Menschen erscheinen vor diesem Hintergrund nur noch als Staffage und nehmen nicht mehr den ersten Rang ein. Mit dieser neuen Sichtweise, die auch durch ungewohnte Perspektiven bestärkt wird, steht Caspar Wolf am Anfang der romantischen Landschaftsmalerei und wird so zum Vorläufer der deutschen Romantik wie sie sich beispielsweise in Caspar David Friedrichs Gemälden widerspiegelt.
Die Werke von Johann Heinrich Füssli (1741 – 1825) gehören mit zu den ältesten Bestandteilen des Kunstmuseums in Aarau. In ihnen verliert das objektiv Sichtbare an Bedeutung gegenüber den Erfahrungen, Visionen und Träumen des Einzelnen. In seinen Gemälden ließ sich Füssli immer wieder von literarischen Vorbildern wie Dante Alighieri, Shakespeare oder John Milton inspirieren und schuf eindrucksvolle Darstellungen wie unter anderem das Gemälde „Odysseus zwischen Skylla und Charybdis“ (1794-1796). Dieses in Öl auf Leinwand gefertigte Werk gehört zu einem ungefähr 40 Bilder umfassenden Zyklus von Gemälden, die sich mit Gedichten und Szenen John Miltons, unter anderem aus dessen wohl bekanntestem literarischen Werk „Paradise Lost“, befassen. Satan, Sünde, Tod sind hierbei immer wiederkehrende Motive, die Füssli aufgreift und wie im Fall des Odysseus in seinem Sinn gestaltet und interpretiert.
Mit Arnold Böcklin (1827 – 1901) und Ferdinand Hodler (1853 -1918) sind im Aargauer Kunsthaus auch zwei der bedeutendsten Vertreter des deutschen Symbolismus mit zahlreichen Werken vertreten. Ihre Arbeiten bilden einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung und weisen den Weg in die beginnende Moderne. Von Hodler wiederum stark beeinflusst zeigt sich Cuno Amiet (1868 – 1961), in dessen Werk sich ebenfalls Einflüsse der Post-Impressionisten wie Paul Gauguin oder Paul Sérusier finden lassen. Mit Amiets Werkschau nimmt das Museum diese künstlerischen Impulse, die über den Post-Impressionismus hin zum Expressionismus der Künstlergruppe „Die Brücke“ um Ernst Ludwig Kirchner führt, Bezug und ordnet die Gemälde in einen kunsthistorischen Gesamtzusammenhang ein.
Werke der Zürcher Konkreten wie Max Bill, Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp sind ebenso im Aargauer Kunsthaus zu bewundern wie die abstrakte Kunst der Nachkriegszeit oder die künstlerische Aufbruchsphase der 1960er Jahre. Durch fortwährende Ankäufe zeitgenössischer Werke von Künstlern wie Ugo Rondinone, Thomas Hirschhorn oder Mai-Thu Perret wird die Sammlungstradition des Museums weiter fortgeführt. Stetig wechselnde Präsentationen der Bestände sowie bewusst ausgewählte thematische Ausstellungen schaffen Raum für Perspektivwechsel, anregende künstlerische Dialoge und neue Betrachtungsweisen.

Vom Aargauischen Kunstverein zum Kunsthaus

Bereits 1860 begann mit der Gründung des Aargauischen Kunstvereins die Sammlungstradition des späteren Museums, die sich von Anfang an auf Werke von Schweizer Künstlern konzentrierte. Das Kunsthaus selbst wurde 1959 gegründet und erfuhr seine heute noch gültige Profilierung als Ort einer der größten und bedeutendsten öffentlichen Sammlungen Schweizer Kunst vor allem durch den Kurator Heiny Widmer, der das Kunstmuseum von 1974 bis 1984 leitete. Seiner Sammeltätigkeit ist es zu verdanken, dass sich die Entwicklung der Schweizer Kunst im 20. Jahrhundert so hervorragend an einer Stelle und innerhalb einer Sammlung nachvollziehen und beobachten lässt. Unter seinem Nachfolger Beat Wismer (1985 – 2007) wurden bestehende Lücken innerhalb der Sammlung des 20. Jahrhunderts weitgehend geschlossen. Daneben legte Wismer einen Schwerpunkt auf Werke der konkreten und konstruktiven Kunst und verschaffte somit Künstlern wie Sophie Taeuber-Arp, Camille Graeser oder Verena Loewensberg mehr Geltung. In seine Direktionszeit fällt auch der Anbau des Kunsthauses, der durch die Architekten Herzog & de Meuron sowie Rémy Zaugg geplant und umgesetzt und schließlich 2003 eröffnet wurde. Seit 2007 leitet Madeleine Schuppli das Kunstmuseum und zeichnet unter anderem für die 2008 erstmals durchgeführte Ausstellungsreihe CARAVAN verantwortlich, die junge Kunst eine Plattform bietet. Neben thematischen Wechsel- und Sonderausstellungen wird jeden Monat jeweils ein Bild der ständigen Sammlung als „Bild des Monats“ ausgewählt und in wöchentlichen Kunstbetrachtungen eingehend vorgestellt.
Ein Kunsthaus Café sowie eine Kunstbuchhandlung im hellen und attraktiv gestalteten Foyer des Kunsthauses laden Besucher zum Verweilen ein. Überdies kann das Café auch für private Anlässe angemietet werden, die mit speziellen privaten Führungen durch die Ausstellung einhergehen.
Aufgrund seiner zentralen Lage zwischen Basel, Bern und Zürich ist das Aargauer Kunsthaus mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn sehr gut erreichbar und ist überdies barrierefrei gestaltet und rollstuhlgängig.

Kunstvermittlung im Aargauer Kunsthaus

Das Kunstmuseum in Aargau kann auch mit seinem ungemein breit gefächerten und äußerst innovativen Vermittlungsangebot punkten. Es ragt mit seinem Angebot aus vergleichbaren Kunsthäusern weit heraus. So bietet das Museum sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Familien, Jugendliche und Schulen spezielle Vermittlungsformen an und weist darüber hinaus auch extra barrierefrei gestaltete Angebote für Erwachsene auf. Dieses breite Spektrum an Möglichkeiten fördert den Zugang zur bildenden Kunst und ermöglicht es vor allem auch einem jungen Publikum, sich differenziert und gleichzeitig mit großem Vergnügen mit Kunst auseinanderzusetzen. Beispiele für die vielseitige Kunstvermittlung im Museum in Aarau sind unter anderem die Aufgeweckten Kunst-Geschichten für Menschen mit Demenz, der Nuggi-Träff für Eltern mit Kindern zwischen 0 und 4 Jahren, das Offene Atelier für Kinder zwischen 0 und 5 Jahren, die Kunst-Pirsch für Kinder, Kunst-Workshops für Schülerinnen und Schüler, Dialogische Führungen zu aktuellen Ausstellungen für Schulklassen, Rendez-vous (dialogische Fachgespräche mit ausgewählten Gesprächsgästen zu aktuellen Sonderausstellungen) und Ferienkurse in unregelmäßigen Abständen für Jugendliche ab 14 Jahren.


Informationen zum Aargauer Kunsthaus

Öffnungszeiten:
Montag: geschlossen
Dinnstag-Sonntag: 10:00-17:00 Uhr
Donnerstag: BIS 20:00 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene: CHF 15.00
Studenten, Personen in Ausbildung, IV Bezüger: CHF 10.00
Kinder bis 16 Jahre: kostenlos

Adresse:
Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
5001 Aarau
Telefon: +41 (0)62 835 23 30
E-Mail: kunsthaus@ag.ch
Webseite: www.aargauerkunsthaus.ch

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