Die 1909 als Museum gegründete Kunsthalle Mannheim besitzt eine der bedeutendsten Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst Deutschlands, mit weltberühmten Werken wie Édouard Manets Die Erschießung des Kaisers Maximilian von Mexiko (1868-1869) und Francis Bacons Schreiender Papst (1951). Ihr Sammlungsbestand umfasst über 2100 Gemälde vom französischen Impressionismus über die Neue Sachlichkeit und Informel über Vertreter des Nouveau Réalisme der 1960er-Jahre in Frankreich wie Armand und César bis zu Einzelwerken der Neuen Wilden der 1980er-Jahre. Die Skulpturensammlung der Kunsthalle Mannheim zählt ebenfalls zu den bedeutendsten Deutschlands. Mit rund 850 Werken spannt sie den Bogen vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart mit Installationen und Werken aus dem Bereich der Neuen Medien, von Auguste Rodin über Wilhelm Lehmbruck bis zu Thomas Hirschhorn. Einen dritten Sammlungsschwerpunkt bildet ein 33.000 Werke zählender Bestand an Druckgraphiken, Aquarellen und Handzeichnungen von 1800 bis in die Gegenwart. Neben der Präsentation der Sammlung veranstaltet die Kunsthalle Mannheim mehrere Wechselausstellungen im Jahr.
Die Sammlung der Kunsthalle Mannheim
Den Grundstock der Sammlung bildeten zunächst die Werke des badischen Landschaftsmalers und großherzoglichen Galeriedirektors Carl Kuntz (1170–1830). Ein zweites Konvolut stellten 91 Gemälde namhafter Künstler des 19. Jahrhunderts wie Anselm Feuerbach und Carl Spitzweg dar, die aus dem Nachlass des Großkaufmanns und Gründers des KaDeWe Max James Emden nach Mannheim gelangten.
Anlass für die Gründung der Mannheimer Kunsthalle Anfang des 20. Jahrhunderts war ein sozialer Bildungsauftrag, und so sammelten die aufgeschlossenen und international ausgerichteten Museumsdirektoren von Beginn an Meisterwerke der jüngeren und jüngsten Vergangenheit. Das waren zunächst Werke des französischen Impressionismus, die der erste Museumsdirektor Fritz Wichert erwarb und zeitgenössischer deutscher Malerei gegenüberstellte, nicht ohne sich damit gegen erheblichen Widerstand aus Politik und Gesellschaft durchsetzen zu müssen.
Was die Sammlung der Kunsthalle Mannheim so interessant und vielfältig macht, ist dass sie auf Schlüsselwerke aus zentralen künstlerischen Bewegungen und Epochen setzt, statt einzelne Strömungen, Schulen oder Epochen in der Tiefe zu bearbeiten. Seit einigen Jahren wurde die Sammlung in dem Jugendstilgebäude der Kunsthalle neu zu kunsthistorischen oder monografischen Ensembles geordnet. Der Besucher durchwandert zwölf Themenräume, die die Geschichte der europäischen Kunst von der Romantik bis zum Neuen Realismus der 1960er Jahre nacherzählen.
Die Gemäldesammlung der Kunsthalle
Der Themenraum zur französischen Malerei des 19. Jahrhunderts präsentiert neben Édouard Manets erwähnter Erschießung Kaiser Maximilians aus den Jahren 1868 / 69. Das Gemälde durfte nach seiner Entstehung zunächst gar nicht öffentlich gezeigt werden durfte, weil Manet dem Erschießungskommando französische und statt mexikanischer Uniformen verpasst hatte. Viele bedeutende Wegbereiter der Moderne finden sich in der Kunsthalle Mannheim. Darunter Cézanne mit einer Farblithographie von 1887 zu einem seiner Hauptthemen, Die Badenden, und dem Ölgemälde Der Raucher mit aufgestütztem Arm von 1890. Von Paul Gauguin befindet sich der Holzschnitt Idoles Tahitiennes (Tahitianische Idole) in Museumsbesitz. Von Camille Pissarro ist Der Quai du Pothuis aus dem Jahr 1868 ausgestellt. Ferner findet der Besucher in der Kunsthalle Mannheim werke von Corot, Courbet, Delacroix, Monet, Renoir, Sisley und nicht zu vergessen, das mit schon fast schwermütig anmutenden Kunstwerk von Vincent van Goth Stillleben mit Rosen und Sonnenblumen aus dem Jahr 1886.
Weitere Themenräume widmen sich den Anfängen des deutschen Expressionismus mit der Künstlervereinigung Die Brücke, welche 1905 in Dresden von Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gegründet worden war und der sich in den nachfolgenden Jahren Max Pechstein, Emil Nolde und Otto Mueller anschlossen. Thematisch steht hier das Stillleben im Vordergrund.
Die Neuen Sachlichkeit wird mit bedeutende Werke von Dix, Grosz und Beckmann, repräsentiert. Die Werke sind in Zusammenhang mit der Ausstellung über figurativer Malerei der 1920er-Jahre von der Kunsthalle Mannheim angeschafft wurden. Der damalige Direktor Gustav Friedrich Hartlaub prägte mit dieser Ausstellung den Begriff der Neuen Sachlichkeit und sicherte sich damit einen Platz in der Kunstgeschichte.
Die abstrakte Malerei wird in der Kunsthalle Mannheim seit 1927 gezeigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte dieser Bereich mit Vertretern des Informel und der konstruktiven abstrakten Kunst der 1960er-Jahre weiter ausgebaut werden. Ausführlich präsentiert wird auch der sich ab 1960 in Paris ausbreitende Nouveau Réalisme, dessen namhafteste Vertreter waren Arman, César, Yves Klein, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle. Die Neuen Wilden sind mit Stefan Szczesny vertreten und illustrieren einen Abstecher in die figurative Malerei in den 1980er-Jahren.
Skulpturen und Neue Medien in der Kunsthalle Mannheim
Die breit gefächerte Skulpturensammlung beginnt beim Spätklassizismus und umfasst bedeutende Werke aller wichtigen Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts, und reicht vom Jugendstil über den Expressionismus, Kubismus und Futurismus bis in die Gegenwart. Besondere Aufmerksamkeit verdient eine Gruppe von sieben Plastiken von Wilhelm Lehmbruck, einem der bedeutendsten deutschen Bildhauer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Lehmbruck hatte 1916 in der Kunsthalle Mannheim seine erste große Einzelausstellung. Die Kunsthalle verdankt diesen wertvollen Besitz einer Schenkung des jüdischen Mannheimer Kunstsammler Sally Falk im Jahr 1921.
Die Graphische Sammlung
In der graphischen Sammlung ist das 19. Jahrhundert mit 10.000 Blatt überdurchschnittlich stark vertreten. Der anfängliche Sammlungsaufbau konzentrierte sich auf deutsche und französische Graphik des 19. Jahrhunderts. Die deutsche Graphik ist insbesondere mit Blättern von Caspar David Friedrich, John Flaxmann und Künstlern der Düsseldorfer und Münchner Malerschule vertreten. Wie im Bereich der Malerei, erweiterte die Kunsthalle Mannheim den Bestand mit Graphik des Expressionismus sowie der Neuen Sachlichkeit. Nach dem Krieg wurde die Graphische Sammlung um Blätter des Informel, der Gruppe Zero und der Gruppe COBRA ergänzt.
Geschichte der Kunsthalle Mannheim
Die Kunsthalle Mannheim verdankt ihre Existenz in hohem Maße dem Engagement der Bürger. Das heutige Jugendstilgebäude konnte durch eine Stiftung der jüdischen Eheleute Julius und Henriette Aberle errichtet werden und wurde 1907 zum 300-jährigen Mannheimer Stadtjubiläum eröffnet.
Das Engagement der Kunsthalle für zeitgenössische Kunst wurde im Dritten Reich radikal eingeschränkt. Durch Beschlagnahmungen ab dem Jahr 1933 erlitt die Kunsthalle einen großen Verlust von Hunderten von Gemälden, Skulpturen, Graphiken und Mappenwerken. In dem im Krieg schwer beschädigten Jugendstilbau konnten erst ab 1949 wieder Sammlungsbestände gezeigt werden.
1983 wurde ein Erweiterungsbau eröffnet, der neuen Ausstellungsfläche für die stark gewachsenen Sammlungsbestände bot. Dieser wird derzeit durch einen Neubau der Architekten Gerkan, Marg und Partner ersetzt.
Informationen über die Kunsthalle Mannheim
Öffnungszeiten:
Montag: Geschlossen
Dienstag – Sonntag: 11:00 – 18:00 Uhr
Mittwoch: Bis 20:00 Uhr geöffnet
Eintrittspreise:
Erwachsene: 9.00 Euro
Ermässigt: 6.00 Euro
Familien: 15.00 Euro
Am Mittwoch ist der Einlass in die Kunsthalle Mannheim ab 18:00 Uhr kostenlos. Ebenso gibt es freien Eintritt am ersten Mittwoch des Monats.
Adresse:
Kunsthalle Mannheim
Friedrichsplatz 4
68165 Mannheim
Telefon: +49 (0)621 293 6452
E-Mail: kunsthalle@mannheim.de
Webseite: www.kunsthalle-mannheim.de
Titelbild: Eine historische Aufnahme der Kunsthalle Mannheim aus dem Jahr 1907 /// Foto: Kunsthalle Mannheim