Die Kunsthalle Zürich ist das Zentrum für zeitgenössische Kunst, Künstlergespräche und interdisziplinäre Veranstaltungen in Zürich. Hier werden etablierte zeitgenössische Künstler und solche, die nur einem Insider-Kreis bekannt sind, gezeigt. Wie spiegeln sich aktuelle gesellschaftliche Prozesse in der Kunst? In jährlich fünf bis zehn Einzel- oder Gruppenausstellungen können sich interessierte Kunstfreunde eine Antwort bilden.
Ausstellungen
Mit ihrer internationalen Gegenwartskunst möchte die Kunsthalle zeitgenössisches Denken überprüfen und zur Diskussion stellen. Auf 1000 Quadratmeter Fläche werden gesellschaftsrelevante Themen mehrmals im Jahr unter die Lupe genommen. Beispielsweise die Frage, welchen Stellenwert der Spielplatz innerhalb einer Stadt, für Familien oder als Lebensraum einnimmt. Grosse Installationen von Spielgeräten werden ebenso präsentiert wie Filme und Fotografien – schliesslich soll die Thematik möglichst vielseitig beleuchtet werden. Wände, Decken, Boden – alles wird mit einbezogen. Über grossflächige Fensterfronten kann der Blick teilweise den städtischen Raum mit einbeziehen und inhaltliche Konnotationen knüpfen. Begleitveranstaltungen wie Familienworkshops zum jeweiligen Thema sollen bei den Besuchern kreative Prozesse anstossen: Wie baut man sich selbst einen eigenen Spielplatz? Frei nach Joseph Beuys kann jeder herausfinden, wie sein Traumspielplatz auszusehen hätte. Die Kunsthalle entwickelt über ihre Ausstellung hinaus zusätzlich Buchprojekte, in welchen die Ergebnisse festgehalten werden. Das erklärte Ziel ist dabei „eine Welt mit mehr Risiko“ zu schaffen.
Die Kunsthalle als Ort für Performance und Theater
Ausstellungen zu zeitgeschichtlichen Themen und Gegenwartskunst auch in länderübergreifender Zusammenarbeit sind ein Bereich, dem sich der Verein Kunsthalle verpflichtet fühlt. Ebenso wichtig sind aber auch Performances, die im ehemaligen Gebäude der Brauerei über die Bühne gehen. Das kann genauso ein Jazzkonzert wie ein Theaterstück eines japanischen Dramatikers. Oder ein Theaterprojekt mit öffentlichen Proben, Diskussionen, Filmvorführung und begleitender Fotoausstellung. Immer wieder werden in der Kunsthalle auch Uraufführungen zur Aufführung gebracht. Genauso spiegeln sich in Kunstprojekten der Kunsthalle aber auch Katastrophen, die die Welt erschütterten: Krieg, Tsunami, Erdbeben – es geht um reflektierende Auseinandersetzung mit der Welt wie sie ist.
Konzeption der Kunsthalle Zürich
Schon der Internet Auftritt www.kunsthallezurich.ch macht deutlich: Dieses Museum öffnet sich dem Zeitgeschehen und ist ganz am Puls der Zeit. Künstlergespräche, Symposien, Screenings und Performances stehen ebenso auf dem Programm wie Führungen und Programme für Kinder und Schulen. Kunst will nicht länger im Elfenbeinturm sein. Kunst soll aufklären, aufrütteln, nicht konservieren oder langweilig sein. Der Besucher wird in den Prozess mit einbezogen. Fragen wie es von der Idee zur fertigen Ausstellung kommt, sollen nachvollziehbar gemacht werden. In welchem Verhältnis steht die Gegenwart zu der Kunst, die in ihrer produziert wird? Der Kunsthalle Zürich geht es um Dialog. Es soll ein Gespräch zwischen Künstlern, Mitarbeitern, Kuratoren und Publikum entstehen, das Kunsttheorie nachvollziehbar und zeitgenössische Kunst verstehbar macht.
Die Kunsthalle Zürich im Laufe der Zeit
Hinter dem Museum steht der 1985 gegründete Trägerverein Kunsthalle Zürich. Zunächst wurden Ausstellungen nur in unregelmässigen Abständen gezeigt. Mit dem Umzug an die Limmat in das Gebäude der ehemaligen Kammgarnspinnerei der Familie Schoeller bekam die Kunsthalle Zürich ein eigenes Zuhause: 1989, nur ein Jahr nachdem die Fabrik ihre Tore geschlossen hatte, wurde unter Kurator Bernhard Bürgi die erste Ausstellung eröffnet. 1989 folgte dann der zweite Umzug der Kunsthalle Zürich: Die ehemalige Bierbrauerei Löwenbräu Zürich dient der Kunsthalle Zürich seither als Museumsgebäude. Noch bis in die 80er Jahre hinein wurde in dem 1897 erbauten – denkmalgeschützten – Gebäude Bier gebraut. Danach konnte das Areal unterschiedlich genutzt werden: Nicht nur die Kunsthalle Zürich ist nun hier untergebracht, auch das Migros Museum für Gegenwartskunst hat hier seine Heimat gefunden.
Interdisziplinäres Arbeiten hat bei der Kunsthalle seinen Stellenwert. Entsprechend werden zeitgenössische Künstler auch eingeladen, neben Ausstellungen ein Werk zu publizieren, das als exklusive Edition in Kleinstauflage gedruckt wird. Seit 1990 entstehen diese gleichermassen Buch- wie Kunstprojekte – der Erlös fliesst wiederum ausschliesslich in die Ausstellungstätigkeit. Ferner können nur Mitglieder des Vereins ein Exemplar käuflich erwerben.
Internationale Zusammenarbeit
Immer wieder werden Ausstellungen mit nationalen und internationalen Partnern (dem Frankfurter Kunstverein, dem Art Institute of Chicago, dem Museum Ludwig, dem Kunstverein München) realisiert. So beispielsweise 2006 eine Einzelausstellung über Terence Koh, einen chinesisch-kanadischen Künstler, der sich mit schrillen Objekten und einem Dokumentarfilm in die erste Reihe junger amerikanischer Künstler katapultiert hat. Die Ausstellung in Zürich entstand in Zusammenarbeit mit dem weltberühmten Whitney-Museum in New York: Der gleichermassen exzentrische wie einfallsreiche Terence Koh hatte sich da längst in der New Yorker Downtown-Kunstszene mit Performancekunst, Installation und eigener physischer Präsenz einen Namen gemacht. Bei der Soloshow auf 800 Quadratmetern wurde ein Raum mit 120 Glasvitrinen ausgestattet und als Labyrinth angelegt. Ein anderer Saal war vollständig mit weissem Puder angefüllt – ein Spektakel, das 400.000 Dollar kostete.
Terence Koh wird immer wieder mit Andy Warhol verglichen, der seinerseits im Whitney-Museum mit zahlreichen Arbeiten vertreten ist. Der Künstler selbst sieht seine Kunst folgendermassen: „Meine Arbeit handelt vom artifiziellen Leben, nicht dem echten. Ich suche nicht das Natürliche, sondern das, wohin es mich führt“. Leben, Werk, Kunst: Bei Koh ist alles eines: Ein Lebens- und Kunstkonzept, das so auch auf die Kunsthalle Zürich zutrifft.
Verein Kunsthalle Zürich
Der Verein Kunsthalle Zürich hat circa 900 Mitglieder und wird des weiteren von der Stadt Zürich sowie zahlreichen Förderern und Sponsoren durch grosszügige Zuwendungen unterstützt. Darüber hinaus übereignen viele Künstler selbst immer wieder ihre Werke der Kunsthalle, denn auch international geniesst die Kunsthalle Zürich ein hervorragendes Renommee.
Die Kunsthalle hat sich über die Jahrzehnte ihren Platz in der Kunstwelt gesichert: In der Zeitschrift „Capital“ wird sie zu den führenden 100 Ausstellungsorten der Welt gezählt. Jährlich verzeichnet sie circa 22.000 Besucher. Geöffnet hat das Museum täglich ausser montags von 11 bis 18 Uhr. Am Donnerstag ist bis 20 Uhr geöffnet, ausserdem ist der Eintritt ab 17 Uhr frei. Besucher mit ZürichCard, Kinder, Jugendliche bis 16 und Mitglieder haben freien Eintritt. Aber auch für Touristen lohnt der Besuch der Kunsthalle in jedem Fall – gerade als Kontrapunkt zum Kunsthaus Zürich mit seinen Alten Meistern und der Klassischen Moderne.