Das am Rande der kleinen, pittoresken Stadt gelegene Kunstmuseum Olten beherbergt vor allem Schätze Schweizer Kunst. Wie sonst nirgendwo auf der Welt trifft man im Kunstmuseum Olten auf eine große Werksammlung des hiesigen Künstlers, Martin Disteli (1802-1844). Den größten Teil stellen seine grafischen Arbeiten dar, darunter Martin Disteli‘s politischen Karikaturen, die ihn berühmt gemacht haben. Darüber hinaus umfasst die Sammlung des Kunstmuseums Olten Gemälden namhaften Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts wie Ferdinand Hodler oder Max Gubler. Lediglich 6000 – 8000 Personen besuchen das Kunstmuseum Olten im Jahr.

In den letzten Jahren sind die Besucherzahlen jedoch kontinuierlich gestiegen, was nicht nur auf die interessante Dauerexposition zurückzuführen ist, sondern auch auf die rege Ausstellungspolitik. Es ist zu Regel geworden, Werke aus eigenen Beständen, sei es von Disteli, sei es aus der Gemäldesammlung mit Arbeiten der zeitgenössischen Künstler innerhalb von Sonderausstellungen und Kunstaktionen nebeneinander im völlig neuen und nicht selten überraschenden Kontext auszustellen.

Die Sammlung des Kustmuseums Olten

Die Sammlung von Werken von Martin Disteli stellt den ursprünglichen Teil des Bestands dar. Den ersten zwei 1846 eingekauften Werken von ihm folgten weitere Erwerbungen, sodass heute die Sammlung sowohl schriftlichen Nachlass als auch unterschiedliche Artefakte inklusive Druckstöcke und Radierplatten seiner Graphiken in der Anzahl von 2000 umfasst. Somit befindet sich in der Obhut des Oltner Kunstmuseums mehr als die Hälfte des gesamten Oeuvres des Künstlers. Diese ist aufgeteilt in den kleinen Räumen des zweiten Obergeschosses. Neben Zeichnungen sind auch zahlreiche Druckgraphiken, Buchillustrationen sowie einige Gemälde aus der Hand von Martin Disteli zu sehen. Bereits im Jahre 1905 hat man sich dafür entschieden, die Bestände um Werke von anderen Künstlern zu erweitern. Dank Schenkungen aber auch durch gezielte Einkäufe ist eine Gemäldesammlung mit einem Schwerpunkt auf die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts entstanden. Darunter sind vor allem Werke Schweizer Künstler vertreten.

Mit der Gründung des Vereins der Freunde im Jahre 1984 erhielt das Kunstmuseum Olten eine stete Unterstützung. Dem Verein sind unter anderem die systematisch jährlich eingekauften Gemälde zu verdanken, die als Dauerleihgaben dem Kunstmuseum zur Verfügung stehen. Auf diese Weise wuchs eine Sammlung, die die vorhandenen Bestände mit wertvollen Kunstwerken von Arnold Brügger, Giovanni Giacometti, Paul Camenisch, Théophile Robert, Fritz Pauli und vielen anderen sinnvoll ergänzt.

Dank einer von den Freunden des Kunstmuseums Olten überlassenen Spende war es 2012 möglich, eine Sammlung von Werken des Oltner Künstlers Hans Küchler (1929-2001) zu erwerben. Es handelt sich überwiegend um Zeichnungen, darunter die Serie „Disteli“, ein Skizzenbuch aus der Reise durch die Schweiz sowie die vier im Todesjahr 2001 entstandenen Aquarellen „Turners Reise nach Olten“. Wie es schon den Titeln zu entnehmen ist, mit ihrem Bezug zum Disteli, zur Stadt Olten oder auch zur Schweizer Landschaft stellen diese Werke ein interessantes Pendant zu der Disteli-Sammlung dar.

Ausgewählte Werke im Kunstmuseum Olten

Hugis Sturz von Martin Disteli

Zu der Disteli-Sammlung des Kunstmuseums Olten gehört ein Aquarell mit dem Titel „Hugis Sturz“ (um 1830, 12,30 x 10 cm, Bleistift, Feder, Aquarellfarben), das den berühmten Naturforscher Franz Josef Hugi aus Solothurn beim Sturz während seiner Expedition ins Rottal darstellt. An jener waghalsigen Unternehmung hat Disteli selbst im Sommer 1830 teilgenommen, um später anhand von Skizzen eine ganze Reihe realistischer Darstellungen anzufertigen.

Das kleinformatige Bild zeigt mit akribischer Detailfreude ein dramatisches Ereignis im schneebedeckten Hochgebirge: Mit kühnem Geschick verhindert ein Expeditionsteilnehmer den Sturz des Alpenforschers Hugi ins Abgrund und rettet ihn damit vor dem sicheren Tod. Es fällt dabei auf, dass lediglich die im Wind zerzausten Haare des Retters und die bewegten Körperhaltungen beider vordergrundig dargestellten Männer die Dramatik der Szene ausmachen. Die menschlichen Silhouetten im Hintergrund sowie das lebensbedrohliche Gebirge selbst wurden als davon unberührten Zeugen dargestellt. So bleibt das aufregende Erlebnis im Kontrast zu den übrigen Darstellungselementen gefasst. Diese beinah um den Anspruch einer wissenschaftlichen Abbildung bemühte Darstellungsweise zeugt von einer enormen Beobachtungsgabe von Disteli und gipfelt in der realistischen Wiedergabe der kahlen Landschaft innerhalb der ganzen Werkgruppe. Den heutigen Betrachtern muss zudem die aus unserer Sicht miserable Ausstattung der dargestellten Männer auffallen: So kann man sich die wahren Gefahren der mutigen Forscher umso bildhafter ausmalen.

Martin Disteli hat nie ein Kunstunterricht genossen: Im Sinne seines Vaters hat er eine universitäre Ausbildung begonnen, um später eine wissenschaftliche Karriere machen zu können. Das Zeichnen hat Martin Disteli sich selbst beigebracht und begann selber Kunst zu unterrichten. Bekannt wurde Disteli durch seine politischen Karikaturen, die seine antiklerikalen und liberalen Ansichten wiederspiegelten. Einen wahren Durchbruch und Anerkennung erlebte er ein Jahr vor der erwähnten Alpenexpedition dank seinen Illustrationen zu Fabeln von Abraham Emanuel Fröhlich. In diesen Abbildungen gelang ihm eine überzeugende Wiedergabe der Tierwesen mit den typischen für ihn satirischen Zügen zu verbinden.

Interessierte Museumsbesucher können in Olten angefangen beim Geburtshaus mehrere Stationen aus dem Leben des Künstlers besichtigen und nachspüren.

Museumsgeschichte

Das Kunstmuseum Olten ist derzeit in einem alten Wohnhaus mit viel eigenem Charme untergebracht. Innerhalb von wenigen Minuten gelangt man zu Fuß von der historischen Stadtmitte ans Ufer der Aare. In unmittelbarer Nachbarschaft des Kunstmuseums Olten befindt sich das Naturmuseum sowie das Historische Museum.

Die Gründung des Kunstmuseums geht auf den Nachlass des im Olten geborenen und zum großen Teil auch im Ort tätigen Künstlers, Martin Disteli, zurück. Bereits zwei Jahre nach seinem Tod im Jahre 1846 wurde die Kunstsammlung gegründet, wenig später, 1858, hat man sich für eine gezielte Erweiterung der Sammlung entschieden. 1880 waren bereits 88 Werke im Besitz der Stadt Olten, die zusammen mit 44 weiteren Objekten aus dem privaten Besitz zum ersten Mal ausgestellt wurden. Zu diesem glücklichen Ereignis beseelte sich die Schenkung (150 Werke) von Jakob Benedikt Schmid, Distelis Freundes. Mit dem 100. Geburtstag von Disteli im Jahr 1902 war ein Anlass gegeben, die Sammlung dem breiten Publikum in einer Jubiläumsausstellung vorzustellen. Die ersten geeigneten Ausstellungsräumlichkeiten hat man im benachbarten Gebäude in der Kirchgasse 10 gefunden, wo sich heute noch das Naturmuseum Olten befindet und wo man einige Jahre Sammlungen beider Museen sehen konnte. Nach dem umfangreichen Umbau des Gebäudes in der Kirchgasse 8 in den Jahren 1955-1977 hat die Kunstsammlung dort ihren heutigen Standort gefunden. Währenddessen etablierte sich das Martin-Disteli-Museum zum Kunstmuseum Olten (Namensänderung im Jahre 1965), was mit dem Zuwachs an Sammlungsbeständen und der Ausstellungspolitik zusammenhing.

Im Jahre 2011 erhielt das Kunstmuseum Olten im Rahmen eines Projektes ein neues attraktives Aussehen. Vor allem die Räume des Disteli-Kabinetts wurden in den Jahren 2007-2012 aufwendig renoviert. Die Nutzung der Ausstellungsräume wurde neu durchdacht, die unterschiedlichen thematischen Abteilungen wurden durch einen andersartigen farbigen Anstrich der Wände hervorgehoben. Die modernen Lösungen tragen seitdem dazu bei, dass die Ausstellungsstücke noch besser zur Geltung kommen und für die Wahrnehmung der Besucher aufbereitet sind.

Nachdem die finanziellen Schwierigkeiten im Jahre 2014 dank des Engagements der Museumsleiterin, Dorothee Messmer und der Kuratorin Katja Herlach sowie zahlreicher Bürger überwunden worden sind, denkt man erneut an einen Umzug. Mit einem Neubau am Munziger-Platz soll ein Kulturzentrum entstehen, womit völlig neue Entwicklungschancen für das Kunstmuseum Olten gegeben werden.

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