Es ist kaum zu übersehen: Schlendert man die Königstraße in Stuttgart entlang, führt einen der Weg unweigerlich an diesem beeindruckenden Glaswürfel vorbei, der wie eine Art Wächter am Rande des Schlossplatzes thront. Gerade nachts, wenn der Glaskubus zu strahlen und zu leuchten beginnt und der Blick erst auf die Fassade mit den kunstvoll arrangierten Themen der Sonderausstellung und anschließend ins Innere auf den steinernen Gebäudekern fällt – spätestens dann zieht es einen unweigerlich einmal hinein in das Kunstmuseum Stuttgart. Was von außen gar nicht so groß wirkt, hat es in sich: Betritt der Besucher den ungewöhnlichen Museumsbau mitten im Herzen Stuttgarts, so eröffnen sich ihm insgesamt rund 5.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Dazu gehören der von außen sichtbare Glaskubus, der den vielfältigen Sonderausstellungen vorbehalten ist, sowie zwei Ausstellungsebenen. Diese sind integriert in ein ehemaliges Tunnelsystem, welches unter dem kleinen Schlossplatz liegt.
Das im März 2005 eröffnete Museum zeit in seiner permanenten Ausstellung die Höhepunkte der städtischen Kunstsammlung, die aus rund 15.000 Werken besteht. Die Sammlung des Kunstmuseums Stuttgart umfasst den schwäbische Impressionismus des 19. Jahrhunderts, Werke der klassischen Moderne sowie zeitgenössische Kunst.
Berühmt ist die Sammlung besonders wegen ihres bedeutenden Bestandes an Werken von Otto Dix sowie zentraler Kunstwerke von Dieter Roth, Willi Baumeister, Wolfgang Laib, Fritz Winter, Michel Majerus, Joseph Kost, Thomas Grünfeld, Josephine Meckseper und Haegue Yang. Dazu kommen jährlich drei bis vier große Sonderausstellungen und weitere kleinere Ausstellungen, die Aspekte der beständigen Sammlung vertiefen, Kontrapunkte setzen oder jungen Künstlern einen besonderen Raum bieten.
Die Sammlung des Kunstmuseums Stuttgart
Den Grundstock für die Sammlung legte bereits 1924 Graf Silvio della Valle di Casanova, der seine Privatsammlung mit 77 Gemälden Schwäbischer Impressionisten an die Stadt Stuttgart schenkte. Heute ist das Kunstmuseum Stuttgart vor allem für die weltweit bedeutendste Sammlung von Werken des Künstlers Otto Dix berühmt. Daneben gibt es beeindruckende Werksbestände von Künstlern wie beispielsweise Willi Baumeister, Dieter Roth, Fritz Winter, Wolfgang Laib, Joseph Kost oder Adolf Hölzel.
Die städtische Sammlung reicht vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, dabei ist eine regionale Orientierung für das 18. und 19. Jahrhundert kennzeichnend. Der südwestdeutsche Klassizismus wird durch wenige, aber dafür hochwertige Gemälde der Maler Philipp Friedrich Hersch und Johann Baptist Seele vertreten, während der schwäbische Impressionismus besonders durch Werke von Christian Landenberger, Hermann Pleuer und Otto Reiniger repräsentiert ist.
Das 20. Jahrhundert in der Stuttgarter Sammlung wird durch zahlreiche Arbeiten von Adolf Hölzel eröffnet. Er wurde im Jahre 1905 als Lehre an die Stuttgarter Akademie berufen und zählte unter anderem die Maler Johannes Itten, Willi Baumeister und Oskar Schlemmer zu seinen Schülern. Diese gewannen übernationales Ansehen und ihre Werke können ebenfalls im Kunstmuseum Stuttgart bewundert werden. Die abstrakte Malerei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist im Kunstmuseum sowohl durch bedeutende Einzelwerke als auch durch Werkgruppen vertreten, darunter Arbeiten der Künstler Georg Karl Pfahler, Walter Stöhrer, Peter Brüning, K. R. H. Sonderborg und Emil Schumacher. Genauso enthält die Sammlung auch Werke der neuere figurativen Malerei, insbesondere repräsentative Gemälde von Dieter Krieg, Artur Stoll, Horst Altes und Lambert Maria Wintersberger. Dem Schaffen von Joseph Kosuth, Dieter Roth und Wolfgang Laib wird dabei im Kunstmuseum Stuttgart besonders viel Raum gewährt.
Das Archiv Baumeister
Einen Schwerpunkt der Sammlung des Kunstmuseums Stuttgart bildet das Archiv Baumeister, welches den umfangreichen Nachlass des Künstlers enthält, darunter sowohl Kunstwerke als auch Dokumente. Willi Baumeister wurde 1889 in Stuttgart geboren und studierte an der Königlich Württembergischen Akademie Stuttgart unter anderem bei Adolf Hölzel. 1919 entwirft er sein erstes Bühnenbild für das Deutsche Theater Stuttgart. Er lehrt zwischen 1928 und 1933 an der Städtischen Kunstgewerbeschule in Frankfurt und wird 1946 an die Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart berufen, hier ist er als Professor für Freie Malerei tätig. Zur Zeit des Nationalsozialismus wird er als „entarteter Künstler“ geächtet, seine Schrift „Das Unbekannte in der Kunst“ kann deshalb erst 1947 veröffentlicht werden. Willi Baumeister ist zudem Mitbegründer von „Echt“, einer Künstlervereinigung, sowie der Gruppe „Zen 49“. Er stirbt im Jahre 1955 während der Arbeit an seiner Staffelei. Seit 2005 befindet sich das Archiv Baumeister in eigenen Räumen im Kunstmuseum Stuttgart und steht dort Wissenschaftlern und der Forschung zur Verfügung. Das Archiv enthält neben seinen Werken auch zahlreiche Schriften, wie Tagebücher, Notizen oder Vorträge, Presseartikel seit 1910, Schriften über Willi Baumeister, Autographen, Fotodokumentationen und Audiokassetten mit Interviews, sowohl mit Willi Baumeister selbst als auch mit Zeitzeugen.
Otto Dix
Im Jahre 1973 erwarb die Stadt Stuttgart mit Otto Dix’ Triptychon „Großstadt“ wohl eines ihrer wichtigsten Kunstwerke in der Sammlung des Kunstmuseum Stuttgarts. In den Werken Otto Dix’ (1891 – 1969) spielen das Thema Großstadt sowie die Schrecken des Krieges eine zentrale Rolle. Schonungslos stellte er die Schrecken des Krieges in seinen Werken dar und wurde dafür von den konservativen Kreisen der Weimarer Republik verachtet. Otto Dix war auch einer der ersten, welche von den Nationalsozialisten aus ihrem Lehramt an der Dresdener Akademie entlassen wurden. Nach dem Krieg setzte sich die Stuttgarter Kunstsammlung sehr für sein Werk ein – entgegen dem damaligen Trend gegen Otto Dix. Diesem Engagement ist es zu verdanken, dass das Stuttgarter Kunstmuseum heute mit rund 250 Werken eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen dieses deutschen Künstlers besitzt.
Fritz Winter
Dem figurativen Maler Otto Dix gegenüber steht Fritz Winter. Er ist einer der wichtigsten Vertreter der Abstraktion in Deutschland. An der Seite Willi Baumeisters setzte er sich nach dem Zweiten Weltkrieg für eine abstrakte deutsche Kunst ein. 1905 geboren, studierte er unter Oskar Schlemmer und Paul Klee von 1927-1930 am Bauhaus in Dresden, bevor er nach Berlin und München wechselte. Vor allem Klee prägte Fritz Winter besonders stark und er entwickelte ein reges Interesse an den Prozessen und dem Wachstum in der Natur- und Pflanzenwelt. Seine „Triebkräfte der Erde“, eine Serie von Papierarbeiten, die bereits während des Krieges entstand, prägte die Szene noch weit über seine Zeit hinaus. 1993 gelangten dank einer Dauerleihgabe der Konrad-Knöpfel-Stiftung Fritz Winter über 500 seiner Werke in die Sammlung des Kunstmuseum Stuttgarts. Diese Werke umspannen sein gesamtes Lebenswerk, von den frühen Zeichnungen bis hin zu seinen Spätwerken in den 1970er Jahren. Somit besitzt das Kunstmuseum eine der umfangreichsten Sammlungen Fritz Winters.
Dieter Roth
Auch die Sammlung mit Werken Dieter Roths (1930 – 1998) ist überaus beeindruckend. Der Künstler hielt sich regelmäßig in Stuttgart auf und war zeitweise sogar in einem Atelier in Stuttgart tätig. Er war dank seiner regen Fantasie und seinem kreativen Schaffensdrang in der Lage, aus allen nur erdenklichen Fundstücken seine ungewöhnlichen Kunstwerke erschaffte. Die Roth-Sammlung des Kunstmuseum Stuttgarts repräsentiert dabei die komplette Bandbreite seines Schaffens und enthält sowohl Mappenwerke und Editionen als auch seine in den 1970er-Jahren entstandenen Gewürz-, Schokoladen- und Schimmelbilder.
Weiteres zum Kunstmuseum Stuttgart
Bibliothek des Kunstmuseum Stuttgart
Für Kunstwissenschaftler, Kuratoren, Museumsmitarbeiter und kunstwissenschaftlich Interessierte bietet das Kunstmuseum Stuttgart eine eigene Fachbibliothek mit einem Präsenzbestand. Rund 33.000 Einheiten des Medienbestandes können hier an zwei Arbeitsplätzen eingesehen werden. Die Ausleihe ist nur nach Absprache und in Ausnahmefällen möglich. Der Schwerpunkt der Bibliothek liegt auf Ausstellungskatalogen sowie Lexika, Fachliteratur und ausgewählten elektronischen und audiovisuellen Medien. Zudem gibt es einen fortlaufenden Zeitschriftenbestand von rund 20 Periodika.
Museumsshop
Über das Foyer des Museums und über die Fürstenstraße gelangt man in den Museumsshop des Kunstmuseum Stuttgart. Hier bietet die bundesweit renommierte Fachbuchhandlung Walter König auf rund 140 Quadratmetern eine sehr umfangreiche Auswahl an Kunstliteratur sowie Zeitschriften und die üblichen Merchandisingprodukte eines Museums.
Gastronomie im Kunstmuseum Stuttgart
Neben der außergewöhnlichen Architektur und der beeindruckenden Sammlung bietet das Kunstmuseum Stuttgart noch ein weiteres Highlight: Das „Cube“, ein rundum verglastes Dachrestaurant mit spektakulärer Aussicht auf den Schlossplatz und ganz Stuttgart. Hier kann fast den ganzen Tag gespeist und der einmalige Ausblick bewundert werden: Ab 11.30 Uhr mit preisgünstiger Mittagskarte, nachmittags bei Kaffe & Kuchen oder aber abends mit anspruchsvoller und edler „Pacific Rim Küche“ des Gastronomen Jörg Rauschenberger. Wer lieber in der Nähe des Erdbodens bleiben möchte, der wird bestimmt in der ebenfalls beliebten „o.T.“-Bar im Foyer des Museums fündig. Von 9 – 16 Uhr eine klassische Espresso-Bar, verwandelt sie sich nachmittags in eine Bar mit Wein- und Cocktailangebot und dezenter Lounge-Musik im Hintergrund. Nicht nur für Besucher des Kunstmuseums ein beliebter Anlaufpunkt im Stuttgarter Nachtleben.
Anfahrt
Das Kunstmuseum Stuttgart liegt am Kleinen Schlossplatz an der Königstraße, der zentralen Einkaufs- und Flaniermeile im Herzen Stuttgarts. Das Kunstmuseum ist gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die Buslinien 42 und 44 halten direkt an der Haltestelle „Schlossplatz“, ebenso wie die U-Bahnlinien U5, U6, U7, U12 und U15. Mit der S-Bahn fährt man am besten zur Haltestelle Stadtmitte (hier halten alle S-Bahnlinien S1-S6). Aber auch vom Hauptbahnhof ist es nur ein kurzer Spaziergang durch die Königstraße, und schon steht man am beeindruckenden Glaswürfel. Wer mit dem Auto anreisen möchte, der findet einige Parkhäuser in unmittelbarer Nähe des Museums, so zum Beispiel das Parkhaus der BW-Bank (Kleiner Schlossplatz 11, 70173 Stuttgart) oder das Parkhaus Hofdienergarage (Schlossstraße 28, 70174 Stuttgart).
Informationen über das Kunstmuseum Stuttgart
Öffnungszeiten:
Montag: Geschlossen
Dienstag-Sonntag: 10:00-18:00 Uhr
Mittwoch & Donnerstag: Bis 20:00 Uhr geöffnet
Eintrittspreis Sonderausstellung & Sammlung
Erwachsene: 11.00 Euro
Ermässigt: 8.00 Euro
Eintrittspreis Sammlung des Kunstmuseums Stuttgart
Erwachsene: 6.00 Euro
Ermässigt: 4.00 Euro
Adresse:
Kunstmuseum Stuttgart
Kleiner Schlossplatz 1
70173 Stuttgart
Telefon: +49 (0) 711 / 216 196 00
E-Mail: info@kunstmuseum-stuttgart.de
Webseite: www.kunstmuseum-stuttgart.de