Kunstmuseum Winterthur

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Das Kunstmuseum Winterthur ist neben dem Kunsthaus Zürich und dem Kunstmuseum Basel eines der berühmtesten Museen der Schweiz. Der bekannte Maler Gerhard Richter bezeichnet es als sein Lieblingsmuseum. Die Sammlung des Museums ist die viertgrößte Sammlung in der Schweiz und deckt ein großes Spektrum verschiedener Kunststilrichtungen ab. Das Museum Winterthur ist das älteste Museum, das seine Sammlung mit Gemälden, Skulpturen, Druckgrafiken und Zeichnungen kontinuierlich ausbaut. Unter den Winterthurer Kunstmuseen zählt es als „Haus der Moderne“. In regelmäßigen Wechselausstellungen legt es den Fokus auf Kunst des 19. Jahrhunderts bis zur heutigen Moderne, thematisch ganz an die Stilrichtungen der Sammlung angepasst. Es befindet sich in der Trägerschaft des 1848 gegründeten Kunstvereins Winterthur. Finanziert wird das Kunstmuseum Winterthur durch die Stadt Winterthur und den Kanton Zürich.

Das Kunstmuseum verfügt über eine der schönsten modernen Kunstsammlungen der Schweiz mit herausragenden Werkgruppen ausgehenden vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Das Museumsgebäude von 1915, welches von den Architekten Rittmeyer und Furrer erbaut wurde, und der 1995 eröffnete Erweiterungsbau von Gigon und Guyer unterstreichen durch die bestechende Architektur die darin ausgestellte Kunst.

Im Altbau wird überwiegend Kunst der Jahrhundertwende von van Gogh, Monet, Bonnard über Vollotton gezeigt. Außerdem finden sich ist Werke des Kubismus von Braque, Gris und Léger. Andere Strömungen der klassischen Moderne von den Künstlern Arp, Klee, Magritte und Mondrian werden im Kunstmuseum Winterthur ebenfalls ausgestellt. Im Erweiterungsbau zeigt das Kunstmuseum Winterthur internationale zeitgenössische Kunst von Guston, Marden, Kelly, Richter und Merz.

Parallel zur Sammlung gibt es im Kunstmuseum Winterthur regelmäßige Wechselausstellungen aus derselben Epoche wie die Sammlung. Es gibt sowohl Retrospektiven einzelner Künstler als auch thematischen Ausstellungen zu sehen. Ergänzt werden sie von Zeichnungen und druckgraphischen Blättern im Graphischen Kabinett. Das Winterthurer Kunstmuseum zeigt mit Stolz Werkgruppen von Künstlern wie Pablo Picasso, Fernand Léger, Juan Gris oder George Braque. Sie gehören zu den großen Vertretern des Kubismus. Zu sehen sind neben Werke des Kubismus auch Bilder von Robert Delaunays, der Vertreter des weiterentwickelten Orphismus.

Die Sammlung

Kubismus im Kunstmuseum Winterthur

In der Sammlung des Kunstmuseum Winterthur befinden sich repräsentative Werke, die die Entwicklung innerhalb des Kubismus bis zum Orphismus erzählen. Der Kubismus ist die erste Kunstrichtung, die sich der Abstraktion näherte und damit ein Wagnis eingegangen ist. An dieser Entwicklung und Kunstrevolte hatten die Künstler Pablo Picasso und George Braque großen Anteil. Beide Künstler sind mit Werken in der Winterthurer Sammlung vertreten. Im Jahre 1914 erfuhr der Kubismus seinen Höhepunkt. Dies stellte einen entscheidenden Wendepunkt in der Kunstgeschichte dar. Es war eine Revolte gegen die Sentimentalität und den Realismus der Malerei des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Künstler des Kubismus wandten sich gegen die Betonung von Licht und Farbe und gegen den Mangel an Form, typische Charakteristika des Impressionismus. Der Kubismus wurde von der afrikanischen und ozeanischen Kunst beeinflusst, wie es in vielen Werken zu beobachten ist. Robert Delaunays, der ebenfalls in der Winterthurer Sammlung mit wichtigen Werken vertreten ist, entwickelte den Kubismus zu einer anderen Stilrichtung weiter. Er gehört zu den ersten Künstlern, die gegenstandslos-abstrakte Bilder schufen. Apollinaire gab dieser Stilrichtung den Begriff Orphismus.

Die Sammlung wird durch Einkäufe ständig erweitert, ein größerer Teil der älteren Werke stammt aus Schenkungen und Legaten von Winterthurer Privatsammlungen, die bis zu dem Beginn des 20. Jahrhunderts zurückreichen. Es befinden sich darunter Werke der französischen Kunst des Impressionismus bis ins frühe 20. Jahrhundert. Der 1913 gegründete Galerieverein, später unter dem Namen „Freunde des Kunstmuseums Winterthur“ bekannt, unterstützt das Museum durch regelmäßige Einkäufe von Kunstwerken, um die Sammlung weiterhin zu vergrößern. Im Jahre 2013 feierte das Kunstmuseum Winterthur sein 100-jähriges Bestehen. Als Andenken befindet sich seitdem neben dem Museumsgebäude eine Skulptur des britischen Künstlers Richard Deacon.

Jedes Jahr im Dezember findet die Ausstellung der Künstlergruppe Winterthur statt. Die Gruppe ist aus einem Zusammenschluss bildender Künstler aus der Region und der Stadt Winterthur entstanden. Einer der Mitbegründer im Jahre 1915 war Fritz Bernhard. Dieser war Kunstmaler und Professor für Freihandzeichnungen, Modellieren und Architekturmodellbau am Technikum Winterthur. Die Künstlergruppe fühlt sich keiner bestimmten Kunstrichtung verpflichtet. Sie organisiert für das Kunstmuseum Winterthur Ausstellungen, Werkstatt- und Podiumsgespräche zu zeitgenössischer Kunst und engagiert sich für bildende Kunst in der Region.

Kunst des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart

Die Sammlung des Winterthurer Kunstmuseums ist nach den Kunstmuseum Bern und Basel sowie dem Kunsthaus Zürich die viertgrößte Kunstsammlung in der Schweiz. Dabei kann sie mit Stolz auf eine lange und erfolgreiche Entwicklungsgeschichte zurückblicken. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand die Sammlung in erster Linie aus Leihgaben Winterthurer Privatbesitzes. Viele wichtige Werke wurden dem Museum jedoch im Laufe des 20. Jahrhundert geschenkt und wurden damit fester Bestandteil der heutigen Sammlung. Früher lag der Fokus auf Werken des Impressionismus und den darauffolgenden Strömungen. Aus diesem Grund sind die großen Künstler wie Claude Monet, Odilon Redon oder Vincent van Gogh so breit vertreten. Darauf folgten Pierre Bonard, Edouard Vuillard und Félix Vallotton. Die Sammlung wurde weiter ausgebaut mit umfangreichen Werkgruppen der neueren amerikanischen Kunst von Künstlern wie Agnes Martin, Ellsworth Kelly bis zur italienischen Kunst von Lucio Fontana und der Arte Povera. Die beiden großen Künstler Gerhard Richter und Thomas Schütte repräsentieren in der Sammlung mit einzelnen Werken die deutsche Kunst. Viele Anschaffungen für die Erweiterung der Sammlung konnten durch großzügige Spenden durch den Freundeskreis des Kunstmuseums ermöglicht werden.

Die moderne malerische Tradition des 19. Jahrhunderts beginnt mit Werken des Impressionismus und seinen Nachfolgern. Die Kunst des 19. Jahrhunderts wird von Künstlern wie Camille Pissarro, Alfred Sisley oder Claude Monet repräsentiert. Das großartige Nymphéas – Bild ist ebenfalls ein stolzer Bestandteil der Sammlung. Die Werke von Odilon Redon unterstützen die Repräsentation der französischen Malerei. Eine wichtige Position nimmt Vincent van Gogh mit drei seiner Hauptwerke in der Sammlung ein.

Die Generation der Nachimpressionisten wird von Künstlern und deren bereits früh gesammelten Werken wie Pierre Bonnard, Edouard Vuillard und Felix Vallatton in verschiedenen Werkgruppen veranschaulicht und zugänglich gemacht. Der spätere Ferdinand Hodler erscheint mit Berglandschaften, dem Blick in die Unendlichkeit und mit Selbstbildnissen.

Die Stilrichtung des Kubismus und deren Entwicklung wird von Pablo Picasso und George Braque veranschaulicht. Ein Vertreter des weiterentwickelten Kubismus aus der Stilrichtung des Orphismus ist Robert Delaunays. Die Puristen werden von Le Corbusier und Amédée Ozenfant vertreten – sie sind ein wichtiger Teil der Sammlung. Dem Höhepunkt stellt allerdings Paul Klee dar, mit seinem Werk „Blühendes“.

Zu wichtigen internationalen Vertretern der abstrakten Kunst von 1930 gehören die Reliefs von Hans Arp und Gemälde von Theo van Doesburg. Piet Mondrian, Sophie Taeuber, Friedrich Vordenberge-Gildewart und Joaquín Torres-Garcia aus Uruguay erweitern diesen Teil der Sammlung. Mit repräsentativen Werken von Raymond Duchamp-Villon, Henri Laurens, Jacques Lipchitz, Antoine Pevner, Constantin Brancusi, Hans Arp, Alberto Gicometti und Alexander Colder kann jeder Besucher die interessante Entwicklung der modernen Plastik, über den Kubismus bis hin zum Surrealismus an bedeutenden Werken der Künstler nachverfolgen.

Werke und Künstler im Kunstmuseum Winterthur

Im Kunstmuseum Winterthur gibt es verschiedenste interessante Arbeiten und Künstler zu entdecken. Kunstmuseum.com hat eine kleine Auswahl an Kunstwerken aus der Sammlung des Kunstmuseums Winterthur zusammengetragen.

Paul Klee – Blühendes – eines der Hauptwerke im Kunstmuseum Winterthur

Stolz ist das Kunstmuseum Winterthur besonders auf das Hauptwerk von Paul Klee mit dem Titel Blühendes. Der Titel widerspiegelt dabei nicht alleine das Bild, sondern auch die Philosophie des Museums. Er entspricht dem Wachsen eines Organismus. Dies soll als Leitmotiv der Museumssammlung dienen, eine Sammlung die sich immer weiterentwickelt und wächst. Die Besonderheit der Sammlung des Kunstmuseum Winterthur sind die gesetzten Schwerpunkte auf Werkgruppen von Künstlern, die in dieser Breite nirgendwo sonst zu sehen sind, wie zum Beispiel von Bonnard oder Morandi. Dabei ist jeder Saal einem eigenen Thema gewidmet, so kann jedes einzelne Kunstwerk auf den Besucher wirken. Dazu gehören die Impressionisten und ihre Nachfolger wie Bonnard und Vuillard, die Maler der expressionistischen Gruppe des „Blauen Reiters“, der Kubismus mit Pablo Picasso und Braque, die neue Sachlichkeit, die neue Plastik nach 1900, die Abstraktion und der Surrealismus, sowie die konkrete Kunst von Arp bis Bill. Namhafte Größen aus verschiedenen Stilrichtungen der Kunstgeschichte stehen dem Besucher offen. Das breite Spektrum der Sammlung ist ein wesentliches Merkmal der Winterthurer Kunstsammlung.

Im Neubau des Kunstmuseums wird die Ausstellung fortgesetzt mit Giacometti und der Ecole de Paris, Fontana und der Arte Povera, Richter und der abstrakten Malerei der USA, sowie der Skulptur der Gegenwart. In einem ganz eigenen Saal ehrt das Museum den britischen Maler und Grafiker Richard Hamilton.

Arte Povera

Die Arte Povera war eine Bewegung von bildenden Künstlern aus Rom und Norditalien aus der 2. Hälfte der 1960/70er Jahre. Die Kunst der Arte Povera sind räumliche Installationen aus „armen“ und alltäglichen Materialien wie Erde, Glassplitter, Holz, oder Bindfäden.

Claude Monet – „Seerosenteich“

Die Nymphéas aus dem Jahr 1906 des Künstlers Claude Monet zählt zu seinen wichtigsten und berühmtesten Werken. Es ist zugleich eines der am meisten gefeierten Werke aus des Impressionismus. Die Serie umfasst 250 Ölbilder, die Claude Monet während seines Aufenthalts in Giverny malte. Er malte sie am Ende seiner Schaffensphase, während er bereits am grauen Star litt. Sie repräsentieren die letzen 31 Jahre des „Monet à Giverny“. In dieser Reihe „le Jardin de fleurs“ speziell „le Bassin de nénuphars“ wird das Können Monets als Impressionist nochmals deutlich. Mit einer einzigartigen und besonderen Lichtsetzung zeigt er die Spiegelung der aufgehenden Sonne im Wasser des Seerosenteichs. Diese außergewöhnliche Technik und die Abstraktion seiner Bilder versetzen jeden Betrachter ins Staunen.

Giovanni Giacometti

Giovanni Giacometti führte zusammen mit seinem Freund, dem Maler Cuno Amiet, den Malstil des Post-Impressionismus in die Schweizer Kunst ein. Giacomettis Werk besteht aus impressionistischer Landschaftsmalerei und Portraits seiner Familie. Teilweise sind seine Werke im Symbolismus gehalten.

Die neue plastische Konzeption an der Wende des 20. Jahrhunderts

Anhand verschiedener Plastiken von Künstlern wie Auguste Rodin (Pierre de Wissant) und Aristide Maillol (La Nuit), zeigt das Kunstmuseum Winthertur in seiner Sammlung die neue plastische Konzeption der Wende des 20. Jahrhunderts, ergänzt um die Werke von Medardo Rosso, mit dem Bildnis von Henri Rouart und dem großartigen Werk Picassos „Tête de fou“ (Narrenkopf).

Pierre de Wissant

Die Skulptur „Pierre de Wissant“ aus Auguste Rodins „Bürger von Calais“ steht als historisches Symbol der Selbstaufopferung. Im 100-jährigen Krieg wurde Calais von der englischen Flotte belagert und bot elf Monate heldenhaften Widerstand, bis die unter Hungersnot leidenden Bewohner kapitulierten. König Eduard III akzeptierte unter der Bedingung, dass stellvertretend für die Stadt 6 Bürger freiwillig zur Hinrichtung erscheinen mögen und zwar „Barhäuptig und unbeschuht – mit dem Kittel des armen Sünders bekleidet und dem Strick im Nacken“. Auf Bitten von Königin Philippine verschonte Eduard III das Leben der Männer und verzichtete auf die Zerstörung der Stadt.

In seinem 1886 geschaffenen Hauptwerk bildetet Auguste Rodin erstmals keinen Mächtigen ab, sondern die mutige Tat einfacher Bürger. Als Nationaldenkmal Englands, sowie Frankreichs steht heute jeweils ein Abguss der lebensgroßen Skulpturengruppe hinter dem House of Parliament in London, im Garten des Musée Rodin in Paris – und im Metropolitan Museum of Art in New York.

Auguste Rodin soll 1905 über Maillol gesagt haben: „Das Bewundernswerte an Maillol, das Ewige, wie ich sagen könnte, ist die Reinheit, die Klarheit und die Einfachheit sowohl in seiner Arbeit wie in seinem Denken. Gerade in dieser Reinheit und Klarheit liegt der Unterschied dieser beiden modernen Bildhauer.“

Aristide Maillol: La nuit, 1902-09 (aufgestellt 1980)

La nuit ist die dritte großformatige Plastik von Aristide Maillol. Er verzichtet auf Details, seine Aktdarstellung ist naturalistisch, erhält jedoch Anzeichen der kommenden Abstraktion.

Die Körper seiner Frauengestalten können auf geometrische Volumen reduziert werden, was auf die Abstraktion hindeutet. „La nuit“ zeigt ein gerundetes Gebilde, in das ein umgekehrtes Dreieck und ein Rhombus eingezeichnet sind.

Der füllige Körper ist leicht überlebensgroß. Die Beine der Plastik sind leicht angewinkelt, die Arme sind verschränkt auf den Knien, darauf liegend ihre Stirn. Das Gesicht ist dadurch nicht zu sehen. Insgesamt ist der Aufbau streng symmetrisch angelegt. Trotz der naturgetreuen Gestaltung, finden sich kaum Details in Ihr wieder, es dominieren weiche und füllige Formen. Die Oberfläche besteht aus glänzend glatter und dunkel patinierter Bronze. Die Körperoberfläche ist in Volumen zusammengefasst und nicht in dramatischen Licht- und Schattenspielen inszeniert.


Informationen über das Kunstmuseum Winterthur

Öffnungszeiten:

Montag: Geschlossen
Dienstag: 10 – 20:00 Uhr
Mittwoch – Sonntag: 10:00 – 17:00 Uhr

Eintrittspreise:

Wechselausstellung und Sammlung:
Erwachsene: 15.00 Franken
Reduziert: 12.00 Franken
Kinder und Jugendliche haben kostenlosen Eintritt in das Kunstmuseum Winterthur.

Sammlung:
Erwachsene: 15.00 Franken
Reduziert: 8.00 Franken

Graphisches Kabinett oder 1. Saal ohne Sammlung
Erwachsene: 6.00 Franken
Reduziert: 4.00 Franken

Adresse:

Kunstmuseum Winterthur
Museumstrasse 52
8400 Winterthur

Webseite: www.kmw.ch

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