Die Art Basel ist zur bedeutendsten Kunstmesse der Welt aufgestiegen.Anlass, einmal einen Blick auf die wohl wichtigste Kunstmesse der Gegenwart und ihre Bedeutung für die Kunstwelt zu werfen. Alljährlich strömen an die 100.000 Besucher aus aller Welt in die Schweiz, um rund 5.000 Kunstwerke von mehr als 2.000 Künstlern in Augenschein zu nehmen – und als Sammler und Anleger auch zu kaufen. Rund 500 nach strengsten Kriterien ausgesuchte Spitzen-Galerien nehmen an dem Event teil.
Führend unter den Kunsmessen in Europa und Weltweit
Seit ihrer Gründung im Jahr 1970 entwickelte sich die Art Basel zur führenden und wichtigsten Kunstmesse in Europa und der Welt. Die Auswahlkriterien für die Zulassung von nationalen und internationalen Galeristen gelten als die strengsten auf einer Kunstmesse weltweit, und nur von einem Experten-Team handverlesene Galerien – etablierte und erfolgreiche Newcomer – nehmen jedes Jahr in verschiedenen Sektionen an der Art Basel teil. Die Schweiz und Basel werden damit zum wichtigsten Standort für die kommerzielle Präsentation von Kunst auf Messen und zum Gradmesser für Trends bei Sammlern und auf dem Kunstmarkt. Vergleichbare Kunstmessen im deutschsprachigen Raum wie die Art Cologne und die Art Frankfurt hat die Art Basel vor allem von der Bedeutung als hochwertiges Verkaufs-Event her weit abgehängt. Internationale Kunstsammler mit großen Budgets kommen an der Art Basel nicht vorbei. Ähnlich hochkarätig auf globaler Ebene sind die Ableger in Amerika und Asien: die Art Basel Miami in Florida sowie die Art Basel Honkong in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Wegen Ihrer überragenden Bedeutung als Marktplatz und Seismograph für hochkarätige zeitgenössische Kunstwerke für Sammler und Anleger wird die Art Basel in den Medien gelegentlich als „Olympiade der Kunstwelt“ (Zitat Daily Telegraph London) bezeichnet. Anders als bei einer Museumsausstellung spielt der pekuniäre Aspekt für den Erfolg der Art Basel eine entscheidende Rolle. Das bewährte Konzept bietet einen Mix aus bewährten Blue-Chip-Kunstwerken als sichere Anlageobjekte und eher für den spekulativen und auf Wertsteigerung bauenden Sammler mit Engagement in junger Kunst interessanten Objekten.
Gegründet 1970 als Schweizer Gegenentwurf zur Kunstmesse in Köln
Erste Unternehmungen, eine Kunstmesse im deutschsprachigen Raum in einem Mix aus Kultur-Show und Verkaufs-Event für ein weltweites Publikum zu organisieren, hatte es zuvor in den 1960ern in der deutschen Rheinmetropole Köln gegeben. Die Grundhaltung dort galt als konservativ, die Auswahlkriterien wurden als „gängelnd“ empfunden. In der Schweiz sollte es bei der ersten Kunstmesse liberal und weltoffen zugehen. Eine Gruppe von Kunsthändlern und Galeristen in Basel – darunter der legendäre Galerist, Kunstsammler und Kunsthändler Ernst Bayerle – wollten ein Gegengewicht zu Köln schaffen, entwickelten das Konzept und eröffneten im Juni 1970 die erste Kunstmesse Art Basel. Der Markenname der heute bedeutendsten Kunstmesse der Welt geht übrigens auf den Erfinder der lila Milka-Kuh, Heribert Leupin, zurück: Der weltweit renommierte und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Grafikdesigner und Plakatkünstler hatte das Plakat für die allererste Art Basel 1970 gestaltet, und das Signet wurde zum Markenzeichen.
Komitee wacht streng über die Zulassung der Galeristen
Während der ersten Jahre wurde die Art Basel von den Initiatoren in Eigenregie betrieben und jeder Galerist, der sich anmeldete, konnte an der Messe teilnehmen. Diese Offenheit und Grenzenlosigkeit bei der Teilnahme gibt es heute nicht mehr: Seit 1974 wacht ein jährlich wechselndes Komitee aus renommierten Galeristen, die regelmäßig an der Art Basel teilnehmen, mit Argusaugen über die Auswahl der zugelassenen Aussteller. Notwendig geworden war die Beschränkung durch die explosionsartig angestiegenen Anfragen von Galeristen nach einer Teilnahme und den unerwartet schnellen internationalen Erfolg der jungen Art Basel. Auslöser war eine spektakuläre Solo-Show mit Werken des US-amerikanischen Enfant terrible und Malstars Jackson Polock 1973 in den Messehallen gewesen. Seither sollte es immer wieder hochkarätig kuratierte Einzelshows mit internationalen Künstlern im Rahmen der Messe geben. Für die Art Basel manifestiert sich darin der Anspruch, mehr zu sein als eine reine Verkaufsausstellung.
Mix aus Verkaufsmesse und Kulturspektakel findet Zustimmung und Kritik
Unterstützt werden die Komitee-Mitglieder bei der Vorbereitung der Art Basel von einer Reihe internationaler Kuratoren von Weltruf. Dieser Personenkreis kann aus verschiedenen internen und externen Gründen gelegentlich wechseln. Um die internationale Ausrichtung der Messe zu unterstreichen, kann sich die Art Basel auf ein internationales Netzwerk von Kunstexperten verlassen. Diese als VIP Relations Manager bezeichneten globalen Netzwerker spinnen ihre Fäden nicht nur zu finanzstarken Kunstsammlern und Promis mit Interesse an Kunst und vor allem am Kauf von Kunst, sondern auch zu Wirtschaftsführern und politischen Entscheidungsträgern. Die heute im Vergleich zu den Anfangsjahren stark kommerzialisierte Ausrichtung der Art Basel ist nicht zuletzt den Sponsoren des Kunst-Events in einem Mix aus Verkaufsmesse und Kulturspektakel geschuldet. Denn es geht anders als bei einem Museum weniger um Kunst zur reinen kulturellen Erbauung, sondern – und das sollte der Kunstinteressierte bei dem Wort „Messe“ nie vergessen – im Wesentlichen um hochkarätige Kunstwerke als Kapitalanlage und Spekulationsobjekte. Der Umsatz bei den Kunstverkäufen ist für den Erfolg und das internationale Interesse an der Art Basel ebenso ausschlagend wie die künstlerische Qualität. Hauptsponsor der Art Basel ist seit mehr als 20 Jahren eine Bank – die UBS, eine Schweizer Großbank und eine der weltweit größten Asset-Management-Banken für die Verwaltung internationaler Großvermögen.
Ökonomische Erwägungen bestimmen zunehmend den Trend auf der Art Basel
Befürchtungen des Komitees, der Hauptsponsor könne sich aus der Art Basel zurückziehen, wenn die vertretenen Künstler und Kunstwerke der teilnehmenden Galerien für hochkarätige Kapitalanleger nicht mehr interessant sind, können die Entscheidung für den Ausschluss auch langjähriger altgedienter Teilnahme-Galerien beeinflussen. Aus der Kunstwelt ist daher gelegentlich Kritik an der Art Basel und der Gefahr einer Art Ausverkauf der Kunst zu vernehmen. Eine Begründung für den Ausschluss einer Galerie oder eine Zulassung gibt das Art-Basel-Komitee prinzipiell nicht, und die Entscheidungen werden grundsätzlich hinter verschlossenen Türen getroffen. Hohes Besucheraufkommen und ebensolche Verkaufszahlen und der immer größer werdende Andrang finanzstarker Sammler und Anleger auch aus dem Ausland scheinen der Ausstellungspolitik der Macher der Art Basel recht zu geben. Der Geist der Gründer der Kunstmesse, eine freie und liberale Präsentationsplattform jenseits von äußerer Einflussnahme und reinem Kommerz zu schaffen, ist jedenfalls dem Zeitgeist gewichen, hochkarätige Kunst in erster Linie als lukratives Investment zu betrachten. Dennoch hat nach Aussage von Kunstexperten die Qualität der Art Basel und der dort präsentierten Kunst dadurch bislang nicht gelitten.
Entscheidungen über Zulassung oder Ausschluss einer Galerie bleiben geheim
Die Auswahl der bei der Art Basel zugelassenen Galerien ist rigoros und wird nach Meinung von Kritikern jedes Jahr strenger – für so manche sogar zu streng: So kann es vorkommen, dass eine altgediente Galerie, die über Jahre wie selbstverständlich auf der Kunstmesse vertreten war, aus unbekannten Gründen von heute auf morgen von der Teilnahme ausgeschlossen wird. So erging es kurzfristig der bekannten Leipziger Galerie Eigen + Art mit dem weltweit bekannten Maler Neo Rauch als vertretenem Künstler. Mittlerweile wurde die Galerie wieder zugelassen. Begründet hatte das Komitee beide Entscheidungen nicht – und muss es laut Statuten auch nicht. Kommerzielle Aspekte und Rücksicht auf Trends in der Kunstszene spielen bei den für Außenstehende nicht immer leicht zu durchschauenden Entscheidungen sicherlich eine Rolle. Insofern hat sich die Art Basel von den liberalen Idealen der Anfänge weitgehend entfernt. Geblieben ist der Anspruch neben Werken der klassischen Moderne und etablierter Künstler der Gegenwart mit hohem Marktwert immer wieder auch vielversprechende Neuentdeckungen auf der Art Basel zu zeigen und zu relativ erschwinglichen Preisen zum Kauf anzubieten.
Zunehmende Vernetzung von Kunst und Kunstwerken über die Messe hinaus
Nur eine Messe der Etablierten alleine ist diese Kunstmesse – noch – nicht, spannend wird sie vor allem durch das Aufzeigen von auch für den Sammler und Anleger in Kunstwerke mit kleinerem Budget interessanten Trends mit Zukunftspotential. Ein junger Künstler, der noch keine Ausstellung in einem anerkannten Museum vorzuweisen hat, bekommt allerdings auf der Art Basel keine Chance bzw. die ihn vertretende Galerie wird nicht zugelassen. Auffälig ist zudem: Immer häufiger werden Solo-Shows bekannter Künstler in Kunsthallen und Museen zeitgleich mit einem Auftritt auf der Verkaufsmesse vernetzt um den Absatz der Kunstwerke zu forcieren. Dem Zufall wird auf der Art Basel schon lange nichts mehr überlassen. Dennoch richtet sich die Messe richtet nicht nur an Fachpublikum wie Galeristen und Kunsthändler, Kuratoren und Direktoren von Museen sowie vor allem Sammler und Anleger, sondern auch an Künstler und kunstinteressierte Laien und Kunst-Touristen in Basel. Zu sehen sind neben Gemälden und Zeichnungen auch Installationen und Skulpturen, Drucke und Multiples sowie Fotografien, Videokunst und Digitale Kunst.
Organistorisch unterteilt in acht Sektionen mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Organisatorisch ist die Art Basel in acht verschiedene, auf die einzelnen Gebäude der Messehallen verteilte Sektionen gegliedert: Der Galleries-Sektor ist das Herzstück der Messe und vereinigt mehr als 500 Galerien mit Kunst von der Klassischen Moderne bis zu zeitgenössischer Arbeiten des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Elite der Kunstsammler und Kunstanleger steuert bei einem Messebesuch vorrangig diese Sektion an. Spannend für die Entdeckung neuer vielversprechender Künstler-Talente ist die Statements-Sektion mit Projekten noch nicht in der oberen Sammler-Liga spielender Künstler mit hohem Aufmerksamkeitsfaktor. Kunstfreunde und Journalisten tummeln sich hier ebenso gerne wie Jung-Sammler mit noch kleinerem Budget. Die Features-Sektion ist einzelnen, von Kuratoren betreuten Künstlern sowie Projekten mit einem Oberthema und verschiedenen künstlerischen Positionen dazu gewidmet. Hier überschreitet die Messe den eher kaufmännisch orientierten Bereich und nähert sich vom Konzept her einem Museum oder einer Kunsthalle an. Die Unlimited-Sektion überschreitet die engen Grenzen der Messestände und präsentiert meist riesige raumgreifende Werke wie Video-Projektionen, Installationen und Live-Performances. Für an aktueller innovativer Kunst interessierte Besucher sind die Statements und die Features sowie die Unlimited-Projekte sicher die spannendsten Sektionen der Art Basel. Die Editionen-Sektion wiederum ist Druckgrafiken, bestimmte Editionen und Serien renommierter Kunstverlage zu bestimmten Künstlern vorbehalten.
Zahlreiche Projekte und Rahmenprogramm für Basel-Besucher als Kunstinteressierte
Öffentlich ohne Eintritt für die Art Basel zugängig ist die Parcours-Sektion in den historischen Quartieren von Basel unter Teilnahme international bekannter, aber auch weniger bekannter Künstler unabhängig von den Messehallen. Die verschiedenen Projekte im öffentlichen Raum sind nicht zuletzt für Besucher attraktiv, die das Messe-Flair der Art Basel hautnah in der Stadt erleben wollen ohne Tickets für die Ausstellungshallen kaufen zu müssen. Last but not least präsentieren sich in der Film-Sektion ambitionierte Filmprojekte mit Bezug zum Thema Kunst und in der Magazines-Sektion Kunstpublikationen aus aller Welt. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit Podiumsdiskussionen zum Thema Kunst und verschiedenen Aktionen an anderen Kulturorten in der Stadt wie Kunstmuseum Basel und Kunsthalle Basel sowie Tinguely Museum und Fondation Beyerle rundet den Charakter der Art Basel als facettenreiches Kunst-Event ab.
Baudenkmal Rundhof aus den 1950ern und repräsentativer Neubau als Locations
Veranstaltungsort für die Art Basel und mit der markanten riesigen Uhr und der Glasfassade eines der Wahrzeichen der Stadt Basel ist seit den 1970er Jahren die Rundhofhalle – eigentlich ein Quadrat mit 63 Metern Kantenlänge – als Messehalle 2 am Messeplatz unweit des Basler Hauptbahnhofs. Das klar gegliederte, um einen Innenhof gruppierte Ensemble aus mehreren Gebäudeteilen entstand in den 1950er Jahren auf dem Reißbrett des Zürcher Architekten und Professors an der ETH Hans Hofmann und gilt als Meisterwerk der modernen Schweizer Baugeschichte. Das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Gebäude, das auch anderen Messen als Location dient, wird seit 2013 durch einen großzügig angelegten repräsentativen Neubau ergänzt.
Dependancen in Miami und Hongkong seit der Jahrtausendwende
Nach der Jahrtausendwende entschloss sich die Art Basel, mit jeweils einem Ableger in die USA und nach Asien zu gehen. 2002 rief der frühere Direktor der Mutter-Ausstellung in der Schweizer Rheinmetropole, Samuel Keller, die Art Basel Miami in Florida ins Leben. Das hippe Kunst-Event im Miami Beach Convention Center findet anders als die Mutter-Messe in der Schweiz alljährlich nicht im Juni, sondern im Dezember, wenn in Florida Sommer und Hochsaison ist, statt. Die Art Basel hat in Miami einen weitaus höheren Glamour-Faktor als am gediegenen Schweizer Heimatstandort, nicht zuletzt durch die regelmäßige Anwesenheit von als Kunstsammler aktiven Hollywood-Stars wie Leonardo di Caprio und Brad Pitt. Dementsprechend noch hochpreisiger sind teilweise die Angebote, und der Anteil an illustren Namen von Klassikern wie Picasso bis zu Pop-Art-Stars wie Jeff Koons ist entsprechend hoch. Noch strömen mit rund 70.000 Besuchern nicht ganz so viele Kunstfreunde, Anleger und Sammler zu diesem amerikanischen Ableger wie zu der eigentlichen Art Basel in der Schweiz, die Tendenz ist allerdings laut Aussagen von Experten steigend. Die 2013 ins Leben gerufene Art Basel Hongkong hat ihren Schwerpunkt derzeit auf etablierter und junger Kunst aus Asien und wird alljährlich mit mehr als 200 Galerien im Frühjahr veranstaltet. Beide Ableger der Art Basel haben als Haupt-Sponsor wie die Ur-Messe die Großbank UBS. Veranstalter der Art Basel an allen drei Standorten ist das Live-Marketing-Untenehmen MCH Messe Schweiz (Basel) AG.